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Vor Digitaltag – Umfragen verdeutlichen Skepsis der Deutschen

Mehr digitale Teilhabe für alle! Der bundesweite Digitaltag am Freitag soll Kompetenzen sichtbar machen und fordern. Zwei aktuelle Umfragen zeigen aber: Es gibt durchaus Vorbehalte gegen die technische Entwicklung.

Zum bundesweiten Digitaltag am Freitag haben zwei Umfragen Ansprüche an und auch Skepsis gegenüber der Technologie in Deutschland hervorgehoben. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Befragung der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech in München ist zwar eine Mehrheit von 70 Prozent der Deutschen der Meinung, dass sich die digitale Transformation nicht mehr aufhalten lasse. Nur 39 Prozent seien hingegen überzeugt, dass nachfolgende Generationen deshalb eine höhere Lebensqualität haben werden. Eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom kommt zudem zu dem Ergebnis, dass fast die Hälfte der Bundesbürger fürchtet, mit der technologischen Entwicklung nicht mehr Schritt halten zu können.

Für den Technikradar 2025 wurden nach Angaben von acatech 2.003 in Deutschland lebende deutschsprachige Personen ab 16 Jahren zufällig ausgewählt und durch das Meinungsforschungsinstitut forsa online befragt. Die Ergebnisse zeigten eine in Teilen widersprüchliche Sicht auf die digitale Transformation, hieß es. So ist eine Mehrheit von über 60 Prozent zwar der Meinung, dass die Digitalisierung das Leben für sie komfortabler macht. Gleichzeitig fürchtet aber über die Hälfte der Befragten dadurch eine Verschlechterung der sozialen Beziehungen, mehr als 40 Prozent zudem einen Anstieg von psychischen Erkrankungen.

Diese Ambivalenz zeige sich demnach auch beim Thema Datenschutz gegenüber Kosten und Nutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen. So sei nur eine Minderheit von 37 Prozent bereit, für mehr Datenschutz auf Bedienkomfort zu verzichten. Noch weniger (32 Prozent) würden auch Geld für mehr Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz zahlen. Mike Schäfer, Co-Leiter der Umfrage, spricht vom sogenannten Privacy Paradox: “Auch wenn viele Menschen wert auf Datenschutz legen, sind sie nicht bereit, dafür zusätzliche Kosten aufzunehmen oder auf Komfort zu verzichten”, so der Kommunikationswissenschaftler von der Universität Zürich.

Bitkom hat für seine Umfrage den Angaben zufolge 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren befragt. Demnach sehen gut zwei Drittel die Gesellschaft hierzulande als “digital gespalten” an. Gemeint ist, dass nicht alle gleichermaßen an der Digitalisierung teilhaben, weil ein Teil der Bevölkerung entsprechende Technologien wie Smartphones, Laptops oder Soziale Medien nicht im selben Maße nutzen kann oder möchte. Dieser Wert sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Mehr als jeder Dritte fühle sich von digitalen Technologien überfordert; 16 Prozent der Befragten würden sogar lieber in einer Welt ganz ohne digitale Technik leben.

Positiv ist laut Bitkom aber zu bemerken, dass 73 Prozent der Befragten die Digitalisierung als Chance für die Demokratie sehen. So seien fast zwei Drittel überzeugt, dass die Sozialen Medien den Austausch verschiedener politischer Meinungen förderten; jeder Fünfte glaube, dass digitale Technologien das politische Engagement erleichterten.

“Auch im Sinne der Demokratie müssen sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mehr digitale Teilhabe zur gemeinsamen Aufgabe machen” betonte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Daher brauche es flächendeckend digitale Bildung und Infrastruktur sowie niedrigschwellige Unterstützungsangebote. “Digitale Technologien eröffnen neue Wege, sich zu informieren, mitzureden und mitzuentscheiden. Eine starke Demokratie lebt vom Mitmachen – auch im digitalen Raum.”