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Von Pfarrern für Pfarrer

Die evangelische Partnerhilfe besteht seit 25 Jahren: Hilfe für fast 10 000 Menschen

BERLIN – Vielleicht 600, vielleicht 700 Euro. Mehr ist es nicht, was ein evangelischer Pfarrer in Ungarn im Monat nach Hause bringt. Wenn dann schulpflichtige Kinder da sind, eine Operation ansteht oder einfach nur das Auto kaputt geht, wird das Geld schnell knapp. „Dann ist es gut, dass es die Evangelische Partnerhilfe gibt“, sagt die Ökumenebeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn, Pfarrerin Klára Tarr-Cselovszkyné. Jetzt war sie nach Berlin gereist, um an einer kleinen Feierlichkeit zum 25-jährigen Bestehen dieses Hilfswerks teilzunehmen.

Hilfe für protestantische Minderheiten im Osten

Hervorgegangen ist die Partnerhilfe 1992 aus dem „Kirchlichen Bruderdienst“: Pfarrer und Kirchenmitarbeiter hatten zur Zeit der deutschen Teilung ihre Kollegen im Osten dadurch unterstützt, dass sie einen Teil ihres Gehalts als Spende für die Amtsgeschwister gaben. Nach dem Fall der Mauer wandte man sich dann Osteuropa zu.
Mehr als 72 Millionen Euro sind seitdem zusammengekommen. 9098 Frauen und Männer in 46 Partnerkirchen in 16 Ländern werden heute unterstützt. „In Ungarn erhalten Pfarrfamilien, die mehr als drei Kinder haben, zu Beginn jedes Schuljahres einen Zuschuss“, sagt Klára Tarr-Cselovszkyné. Denn die Gemeinden sind oft klein, höhere Gehälter können sie schlicht nicht aufbringen. Auch der Rollator für die Witwe eines Pfarrers oder die Kosten einer Augenoperation werden schon mal mit Mitteln der Partnerhilfe unterstützt.
Die Arbeit der evangelischen Partnerhilfe sei „ein wichtiges Zeichen der Solidarität“ mit den Christen in Mittel- und Osteuropa, sagte die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Irmgard Schwaetzer, bei der Jubiläumsfeier. Dabei gehe es nicht nur um materielle Mittel, sondern auch um den Kontakt zwischen den Christen in Europa. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs habe es viele Hoffnungen auf Veränderungen in der Gesellschaft gegeben.„Das ist nicht alles Wirklichkeit geworden“, sagte Schwaetzer. Heute erlebe man Abschottungstendenzen – und „dass das, was an Rechtsstaatlichkeit schon als erreicht galt, nicht mehr selbstverständlich ist“. Die evangelischen Kirchen in Deutschland seien deswegen weiter gefordert, die protestantischen Minderheiten in Osteuropa zu unterstützen. Es wäre im Jahr des Reformationsjubiläums besonders deutlich, welcher Verlust es wäre, wenn es nicht gelänge, die Minderheitenkirchen in Mittel- und Osteuropa zu stabilisieren.
Doch so selbstverständlich wie zu Zeiten des Eisernen Vorhangs ist es nicht mehr, dass Kirchenmitarbeiter ärmere Amtsgeschwister unterstützen, sagt der Vorsitzende der Partnerhilfe, Pfarrer Ulrich Barniske. „Wir erleben durchaus einen Spenderrückgang.“ 1,662 Millionen Euro kamen im letzten Jahr zusammen. Aber so lange ein Pfarrer in Osteuropa nur wenige hundert Euro Gehalt im Monat nach Hause bringe, bleibt die Arbeit der Partnerhilfe nötig – so nötig, wie eh und je.