Artikel teilen:

Vizepräses erinnert an den “Prediger von Buchenwald”

Der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, hat den Widerstand von Pfarrer Paul Schneider (1897-1939) in der NS-Zeit gewürdigt. „Er hatte eine sehr klare Haltung“, sagte Pistorius laut Predigttext am Donnerstag auf dem Friedhof Dickenschied im Hunsrück bei der Gedenkfeier zum 85. Todestag Schneiders, der von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Buchenwald ermordet wurde.

Paul Schneider war seit 1934 Pfarrer der zum rheinischen Kirchenkreis Simmern gehörenden evangelischen Kirchengemeinden Dickenschied und Womrath im Hunsrück. Wegen seiner Haltung sei es immer wieder zu Konflikten mit staatlichen Stellen gekommen, sagte Pistorius. So habe er bei der Beerdigung eines Hitlerjungen im Juni 1934 gegen die Worte des NS-Kreisleiters protestiert, der Verstorbene sei in den „himmlischen Sturm Horst Wessel“ eingegangen. Daraufhin sei Schneider erstmals verhaftet und eine Woche lang in „Schutzhaft“ genommen worden.

Auch Auseinandersetzungen mit der eigenen Gemeinde sei der junge Pfarrer der Bekennenden Kirche nicht aus dem Weg gegangen, sagte der Vizepräses weiter. Es seien immer wieder Verhaftungen erfolgt, am 27. November 1937 schließlich sei Paul Schneider in das neu errichtete Konzentrationslager Buchenwald verlegt worden, wo er Zwangsarbeit verrichten musste.

Dort bekam er von seinen Mitgefangenen die Bezeichnung „Prediger von Buchenwald“, weil er aus der Gefängniszelle heraus Bibelworte rief und diese auslegte. Am 18. Juli 1939 wurde Schneider mit einer Überdosis des Herzmedikaments Strophantin getötet. Die Beisetzung in Dickenschied fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt, darunter etwa 200 Pfarrer, rund 50 von ihnen im Talar.

„Die Frage danach, woher Paul Schneider die Kraft bezogen hat, seinen Weg zu gehen, und woher die Familie die Kraft bezogen hat, beieinander zu bleiben und zueinander zu stehen, lenkt unseren Blick auf das Dennoch des Glaubens“, sagte Pistorius. „Es ist das Dennoch, das uns als Zuspruch und Anspruch durch unser Leben begleitet, das uns Orientierung und Kraft gibt für unser Leben und Arbeiten, für die Gestaltung unserer Gesellschaft.“