Der Mord an der brasilianischen Politikerin Marielle Franco hatte 2018 weltweit für Aufsehen gesorgt. Nun wurden der Todesschütze und der Fahrer des Fluchtwagens zu langen Haftstrafen verurteilt.
Mehr als sechseinhalb Jahre nach dem Mord an Marielle Franco und ihrem Fahrer Anderson Gomes hat ein Gericht in Rio de Janeiro zwei ehemalige Polizisten verurteilt, wie brasilianische Medien am Donnerstagabend (Ortszeit) berichteten. Der Todesschütze wurde zu 78 Jahren und 9 Monaten, der Fahrer des Fluchtautos zu 59 Jahren und 8 Monaten verurteilt. Angehörige der Stadträtin brachen nach der Urteilsverkündung in Tränen aus.
Die Ermordung von Franco im Stadtzentrum von Rio de Janeiro hatte Brasilien im März 2018 so geschockt wie wenige politische Ereignisse zuvor. Ein Grund dafür war, dass Tat in die Zeit fiel, in der der rechte Ex-Militär Jair Messias Bolsonaro seine erfolgreiche Präsidentschaftskampagne startete. Der Name Bolsonaro tauchte immer wieder in Zusammenhang mit dem Mord auf, ohne dass letztlich stichhaltige Beweise gegen ihn und seine Familie gefunden wurden.
Lange stand der Fall Marielle Franco auch für das Versagen der brasilianischen Justiz. Selbst als 2019 die jetzt verurteilten Ex-Polizisten festgenommen wurden, kam die Suche nach den Auftraggebern nicht voran. Dabei wurde rasch klar, dass Kräfte in der Politik und in Rios Polizei eine Aufklärung verhinderten. Erst als der im Januar 2023 angetretene Präsident Luiz Inacio Lula da Silva die Bundespolizei einschaltete, kam es zu Fortschritten.
So konnten zu Beginn dieses Jahres zwei Politiker sowie der ehemalige Polizeichef von Rio de Janeiro festgenommen werden. Die Brüder Domingos und Chiquinho Brazao sowie Rivaldo Barbosa sollen die Tat in Auftrag gegeben haben. Die Brazao-Brüder gelten als einflussreich im westlichen Stadtgebiet Rios. Dort soll Franco ihre illegalen Geschäfte – den Handel mit Grundstücken – gestört haben.
Da die nun verurteilten Ex-Polizisten durch Kronzeugenaussagen zur Festnahme der mutmaßlichen Hintermänner der Tat beitrugen, werden ihre Haftstrafen deutlich verkürzt. Möglicherweise wird der Fahrer 2031 aus der Haft entlassen werden, der Schütze im Jahr 2039.
Marielle Franco war durch ihren Tod zum Sinnbild für den Kampf schwarzer Frauen gegen Gewalt und Diskriminierung geworden. Zuvor hatte sich die schwarze und lesbische Politikerin in Rios armen Vororten für die Belange marginalisierter Gruppen eingesetzt. Marielles Schwester Anielle Franco gehört mittlerweile als Ministerin für Gleichstellung ethnischer Gruppen dem Kabinett von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva an.