Für die weitere Aufarbeitung eines mutmaßlichen Missbrauchsfalls im Kirchenkreis Siegen soll ein elektronisches Hinweisgebersystem eingesetzt werden. Ein unabhängiger und vertraulicher Kommunikationskanal solle ein wesentlicher Baustein für die Aufarbeitung sein, teilte die westfälische Kirche am Freitag in Bielefeld mit. Das Hinweisgebersystem werde von dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte zur Verfügung gestellt.
Das externe Beratungsunternehmen war von der westfälischen Kirche mit der Untersuchung des mutmaßlichen Missbrauchsfalls im Kirchenkreis Siegen beauftragt worden. Der Verdacht richtet sich gegen einen kirchlichen Mitarbeiter, der in den 90er Jahren im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein junge Männer sexuell bedrängt haben soll.
Durch dieses Hinweisgebersystem könnten Menschen, die im Zusammenhang mit dem Siegener Verdachtsfall von sexualisierter Gewalt betroffen seien oder davon Kenntnis erlangt hätten, anonym oder offen mit Deloitte vertraulich in Kontakt treten, hieß es. Auf Wunsch biete das Team auch den direkten Austausch an. Über eine angegliederte Postfachfunktion sollen Hinweisgebende persönlich über den weiteren Verlauf informiert werden.
Das Unternehmen werde die westfälische Kirche nur so weit über eingegangene Hinweise und hinweisgebende Personen informieren, wie die hinweisgebende Person hierzu ihre Zustimmung erteilt habe, hieß es.
Der Verdachtsfall hatte bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt und im November vergangenen Jahres unter anderem den Rücktritt von Annette Kurschus als leitende Theologin der Landeskirche und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Folge gehabt. Die Staatsanwaltschaft Siegen hatte die strafrechtlichen Ermittlungen Ende April eingestellt, da die mutmaßlichen Missbrauchsfälle entweder verjährt oder die Betroffenen damals nicht mehr minderjährig gewesen seien. Die westfälische Kirche hatte eine weitere Untersuchung und Aufarbeitung angekündigt.