Zahlreiche Geistliche der sogenannten protestantischen Mainline-Kirchen in den USA vertreten laut einer Erhebung des Forschungsinstituts Public Religion Research Institute (PRRI) als fortschrittlicher geltende Ansichten als ihre Gottesdienstbesucher. Als Mainline-Kirchen gelten in den USA überwiegend weiße traditionelle protestantische Großkirchen, darunter Lutheraner, Methodisten und Anglikaner. Sie definieren sich nicht als evangelikal und gehören nicht zu den Freikirchen. Sie werden häufig als liberal bezeichnet, im Gegensatz zu den konservativen evangelikalen Kirchen.
Bei der am Donnerstag (Ortszeit) in Washington bekanntgemachten Untersuchung hätten sich 49 Prozent der befragten Mainline-Geistlichen der Demokratischen Partei zugeordnet und 14 Prozent den Republikanern. 28 Prozent hätten erklärt, sie seien unabhängig. Weiße Mainline-Kirchgängerinnen und -Kirchgänger hingegen seien zu 24 Prozent Demokraten, zu 36 Prozent Republikaner und zu 35 Prozent unabhängig.
Diskrepanzen zwischen Pastorinnen und Pastoren sowie Gemeindemitgliedern zeigten sich bei der Umfrage auch bei den Themen Abtreibung, LGBTQ-Rechte und soziales Engagement. 73 Prozent der Geistlichen und 67 Prozent der Kirchgänger lehnten das Urteil des Obersten Gerichtes von 2022 zum Abschaffen des Rechts auf einen Schwangerschaftsabbruch ab. 90 Prozent der Pastoren und 77 Prozent der Kirchgänger befürworten Gesetze zum Schutz von LGBTQ-Personen vor Diskriminierung.
79 Prozent der Geistlichen erklärten, Gemeinden sollten sich bei gesellschaftlichen Fragen engagieren, auch wenn man dabei „schwierige Gespräche über Politik“ führen müsse. 43 Prozent der Kirchgänger teilen dies Auffassung.
Bei der Erhebung hat PRRI 3.066 leitende Pastorinnen und Pastoren von der anglikanischen Episkopalkirche, der United Methodist Church (Evangelisch-methodistische Kirche), der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, der Presbyterianischen Kirche (USA), der American Baptist Churches USA, der United Church of Christ und der Christian Church (Disciples of Christ) befragt und die Ergebnisse mit einer Befragung von Kirchgängern verglichen.