Über ein Jahr nach Beginn des Machtkampf im Sudan versinkt das Land immer tiefer in Chaos und Elend. In den kommenden Monaten droht Millionen der Tod durch Verhungern.
Vertreter mehrerer UN-Einrichtungen und Hilfsorganisationen haben eindringlich auf eine sich verschärfende humanitäre Krise im Bürgerkriegsland Sudan hingewiesen. Millionen Menschen drohe eine Hungersnot, verschiedene Gebiete seien durch die Gewalt der bewaffneten Gruppen von Hilfslieferungen abgeschnitten. In einer am Freitag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung prangern die zwölf UN-Behörden und mehrere humanitäre Organisationen zudem eine schleppende Finanzierung an: Sechs Wochen nach einer Geberkonferenz in Paris seien von den benötigten 2,7 Milliarden US-Dollar (2,5 Milliarden Euro) gerade einmal 16 Prozent eingegangen.
Laut dem Appell, der unter anderem vom UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten, dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR, dem Welternährungsprogramm WFP und der Weltgesundheitsorganisation WHO mitgetragen wird, sind im Sudan 18 Millionen Menschen von akutem Hunger betroffen, darunter 3,6 Millionen Kinder. Die Zahl der Binnenvertriebenen sei mit zehn Millionen höher als in irgendeinem anderen Land der Welt; zwei Millionen seien in Nachbarländer geflüchtet.
Immer wieder komme es zu Angriffen auf Zivilisten und auf Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen. Auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen würden angegriffen und Hilfsgüter geplündert. Im März und April sei so in den Bundesstaaten Kordofan, Darfur und Khartum fast 860.000 Menschen humanitäre Hilfe verweigert worden. Für die landwirtschaftliche Produktion und die Ernten in diesem Jahr gaben die Organisationen eine düstere Prognose ab.
Ohne rasches Handeln in großem Maßstab drohe ein “Alptraumszenario”, hieß es. In weiten Teilen des Sudan werde eine Hungersnot ausbrechen; noch mehr Menschen würden auf der Suche nach Nahrung und Sicherheit ins Ausland fliehen.
Die Organisationen verlangen von den Konfliktparteien sofortige Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung, ungehinderten und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe, einen landesweiten Waffenstillstand und die Verfolgung von Menschenrechtsverstößen.