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Umfrage: Mangel an Lehrkräften setzt den Schulen weiterhin zu

Der Mangel an Lehrkräften und wachsende Aufgaben der Inklusion und Integration bereiten den deutschen Schulleiterinnen und -leitern erhebliche Sorgen. Laut einer am Freitag beim Deutschen Schulleitungskongress in Düsseldorf vorgestellten Erhebung bewerten 62 Prozent der befragten Schulleitungen das Fehlen von Lehrerinnen und Lehrern als größtes Problem. Gut ein Drittel der Schulleitungen (35 Prozent) verweist auf Schwierigkeiten bei der Inklusion von Schülern mit Behinderung und der Integration von Migrantenkindern.

Ein Viertel (24 Prozent) bemängeln eine hohe Arbeitsbelastung beziehungsweise Zeitmangel, ebenso viele berichten von Problemen mit Gebäuden und Räumen. Stark belastend empfinden 62 Prozent der Befragten zudem eine gesellschaftliche Anspruchshaltung, dass die Schule alle gesellschaftlichen Probleme lösen soll. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) im September und Oktober mehr als 1.300 Schulleitungen gefragt.

Laut der Erhebung fehlen aktuell in fast einem Viertel der befragten Schulen (22 Prozent) mehr als 15 Prozent der Lehrkräfte. Im Jahr 2021 hatte die Zahl bei 16 Prozent gelegen. Angesichts der aktuellen Entwicklung ist die Zufriedenheit der Schulleitungen mit der Politik gesunken, wie es hieß. So erhielten die Kultusministerien der 16 Bundesländer eine durchschnittliche Note von 4,3. Das ist laut VBE der schlechteste Wert seit Beginn der Befragungsreihe im Jahr 2018.

Der stellvertretende VBE-Bundesvorsitzende Tomi Neckov warnte davor, in den Schulen einen „Reparaturbetrieb“ sehen zu wollen. Zugleich forderte er eine bessere personelle Ausstattung: „Individuelle Förderung wird ohne ausreichend Lehrkräfte und das Zusammenarbeiten in multiprofessionellen Teams und ohne genügend Zeit für Kooperation nicht gelingen.“

Den Einsatz von Seiten- und Quereinsteigern nehme angesichts dieser Zahlen bedenkliche Ausmaße an, betonte der stellvertretende VBE-Bundesvorsitzende. „Statt den Mehrwert einzelner Externer in das Bildungssystem zu bringen, füllen sie nun Lücken in relevantem Ausmaß – teilweise ohne angemessene Vorqualifizierung oder berufsbegleitende Weiterqualifizierung.“ Das belege auch die Umfrage: 66 Prozent erklären demnach, dass sie an der Schule Personen beschäftigen, die keine Lehramtsqualifikation erworben hätten. Diese Zahl habe sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt.

Mit Blick auf die Schulpolitik in Nordrhein-Westfalen sieht der VBE-Landesverband ein „schrillendes Alarmsignal“. Die Schulpolitik in NRW liege mit einer Note von 4,5 über dem Bundesdurchschnitt, erklärte die Vorsitzende des VBE-Landesverbands, Anne Deimel. Im bevölkerungsreichsten Bundesland sehen demnach 69 Prozent der Schulleitungen den Lehrkräftemangel das größte Problem. In NRW waren von Forsa fast 260 Schulen befragt worden.

„Die Landesregierung verlässt sich zu sehr auf das hohe Engagement der Schulleitungen und Beschäftigten in den Schulen, für die die Last auf ihren Schultern zu groß geworden ist“, kritisierte Deimel. Die Mängel im System führten dazu, dass die Schulleitungen und Kollegien ihren jeweils eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden könnten. Es fehle an „ausreichend Zeit für die Schülerinnen und Schüler“.