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Überfällig

Man muss gerecht sein: Die letzte Hinrichtung im Vatikan fand 1868 statt. Dass es aber noch 150 Jahre dauern sollte, bis sich die katholische Kirche endgültig von der Idee der Todesstrafe verabschiedet (Seite 4), ist zumindest bedauerlich.
Obwohl Papst Paul VI. 1969 die Todesstrafe im Vatikan selbst abschaffte, gestand der „Katechismus der Katholischen Kirche“ noch 1992 staatlichen Gerichten das Recht und die Pflicht zu, „der Schwere des Verbrechens angemessene Strafen zu verhängen, ohne in schwerwiegendsten Fällen die Todesstrafe auszuschließen“.
Endlich schreibt nun der neue Katechismus die generelle Ablehnung der Todesstrafe fest. Ein längst überfälliger Schritt für eine Kirche, die sich in anderen Bereichen, etwa in der Abtreibungsfrage, deutlich intensiver für den Schutz des Lebens einsetzt. Zu wünschen ist, dass er nicht folgenlos bleibt.
Menschenrechte, Menschenwürde, Ächtung der Todesstrafe – der Vatikan könnte und sollte sich mit seiner Autorität für diese Werte, die ja auch christliche Werte sind, starkmachen. Weltweit.