Der Tübinger evangelische Theologe Gerald Kretzschmar hat an die evangelische Kirche appelliert, sich für Demokratie weiter stark zu machen. An der engen Beziehung zwischen Kirche und Demokratie müsse „kontinuierlich und mit großer Aufmerksamkeit gearbeitet werden“, sagte der Professor für Praktische Theologie laut Redetext am Dienstag beim Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Kaiserslautern. Noch bis Mittwoch tagt dort erstmals in der Pfalz die bundesweite Vertretung der evangelischen Pfarrerschaft.
Problematisch sei es, dass die „Demokratieaffinität“ der evangelischen Kirche immer wieder innerkirchlich infrage gestellt werde, sagte Kretzschmar. Dies geschehe durch fundamentalistische Entwicklungen in der Theologie, eine Organisationsstruktur, die die Macht von Kirchenleitungen festige und durch Kirchenmitglieder mit nicht demokratischen Haltungen. Der 1971 in Ludwigshafen geborene Theologe Kretzschmar, der auch Gemeindepfarrer in Waldfischbach-Burgalben in der Südwestpfalz war, referierte über das Thema „Religion und Demokratie“.
Zwischen Religion und Demokratie gebe es nicht automatisch eine Nähe, betonte Kretzschmar. „Kirche ist Christokratie, keine Demokratie.“ Die Grundaussagen des christlichen Glaubens seien nicht identisch mit einem neuzeitlichen Demokratieverständnis. Allerdings öffneten biblische Aussagen zu Freiheit, Gleichheit und Solidarität Räume in der Kirche, in denen demokratische Strukturen und Meinungsvielfalt praktiziert und gelebt werden könnten.
Dem Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland mit Sitz in Dresden gehören etwa 20.000 Pfarrerinnen und Pfarrer in 20 Mitgliedsvereinen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Dessen Ziel ist es, die Gemeinschaft über die Grenzen der Landeskirchen hinaus zu stärken, den theologischen
Gedankenaustausch zu fördern und die Interessen der Mitglieder zu vertreten. (2148/24.09.2024)