Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert. Generationen von Kirchenvorständen, Presbyterinnen und Presbytern haben diesen Spruch beherzigt. Sonntag für Sonntag, wenn nach dem Gottesdienst die Kollekte ausgezählt wird, opfern sie Zeit und Nerven für das Sortieren und Addieren der sogenannten Kleinstmünzen. Früher Pfennige. Seit dem 1. Januar 2002 Ein- und Zwei-Cent-Stücke. Wer mal wacklige Türmchen aus Kupfergeld aufgeschichtet hat, weiß, von welcher Geduldsprobe die Rede ist.
Centmünzen: zu teuer und zu aufwändig
Damit könnte bald Schluss sein. Nicht etwa, weil die Helferinnen und Helfer die Nase voll hätten. Nein. Die Bundesbank, die will die kleinen Münzen abschaffen. Zu teuer in Herstellung und Versand, zu aufwändig in der Handhabung – schon lange wollen Währungshüter das Kupfergeld einstellen.
Finnland, Niederlande, Belgien und Irland haben die Kleinstmünzen bereits abgeschafft oder stark eingeschränkt. Die im Handel üblichen 98- oder 99-Cent-Preise werden auf die nächsten fünf Cent auf- oder abgerundet. Und obwohl das oft zu einer Preissteigerung führt, sind dort offenbar alle zufrieden damit. Klar, es hat ja auch viel Gutes, wenn das Portemonnaie nicht mehr wie ein Klumpen Blei in der Tasche liegt. Oder der Mensch in der Warteschlange vor einem an der Kasse den Betrag für Hundefutter und Bananen nicht mehr aus dem Restgeld der vergangenen Einkäufe zusammenstückeln kann.
Inflation: Bonbons statt Münzen
Schon einmal verschwand das Kleingeld aus der Öffentlichkeit, nämlich in Italien in den 70er-Jahren. Wegen der Inflation gab es kaum noch kleine Lire-Münzen. Die Menschen verwendeten als Wechselgeld Bonbons. Könnte man als Idee ja wiederbeleben. Wer den Pfennig nicht ehrt, bald Bonbons verzehrt. Und im Gottesdienst könnte es dann heißen: Die Kollekte vom vergangenen Sonntag betrug 284 Euro, 40 Cent. Und 27 Bonbons.