Hilfe in der Not: Die Telefonseelsorge Saar berät psychisch belastete Menschen und kommt dabei selbst an ihre Grenzen. Die Chat-Beratung musste eingestellt werden.
Die Telefonseelsorge Saar wird gerade von jüngeren Menschen unter 30 Jahren oft per Mail kontaktiert. Wie hoch der Druck auf Schreibende laste, lasse sich daran erkennen, dass fast bei jeder zweiten Mail (44,3 Prozent) Suizidgedanken ein Thema seien, hieß es am Donnerstag in Saarbrücken aus Anlass der Vorstellung des Jahresberichts 2023 der evangelisch-katholische Telefonseelsorge Saar. Ängste (41 Prozent) und depressive Verstimmungen (41,3 Prozent) würden fast ebenso häufig genannt.
Auch die Seelsorge per Telefon habe eine eigene Qualität: “Dass es bei uns Menschen gibt, die sich Zeit nehmen, ein Thema zu besprechen, ist eine Qualität, die gerade wiederentdeckt wird”, sagte der katholische Leiter der Einrichtung und Psychologe Ulrich Monzel. Letztlich bleibe die Wirkung der Telefongespräche zwar punktuell, aber es könne für die Anrufenden eine “Insel für zwischendurch” geschaffen werden. Fast 10.000 telefonische Gespräche wurden 2023 geführt, die im Durchschnitt 19 Minuten dauerten.
Dabei kommen die Seelsorger nach eigener Darstellung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, weil Therapieplätze fehlten, auf die sie Hilfesuchende verweisen könnten. Das zeige sich insbesondere an der Beratung vor Ort, die die Telefonseelsorge ebenfalls anbietet. Eigentlich sei dieses Angebot auf eine kurzfristige Beratung mit bis zu fünf Terminen ausgelegt, berichtete Monzel, aber der Mangel an Therapie-Angeboten führe dazu, dass teilweise die Beratung der Telefonseelsorge einfach weiterlaufen müsse, weil es kein passendes Folgeangebot gebe.
Die meisten klassischen Dienste am Telefon übernehmen ehrenamtliche Mitarbeiter. 67 Menschen sind derzeit im Team der Telefonseelsorge aktiv; in Kürze könnten 7 weitere ihre Ausbildung abschließen. Eine Chat-Beratung könne die Telefonseelsorge derzeit aufgrund fehlender Ressourcen nicht anbieten. Etwa 90 Kräfte seien notwendig, um auch wieder in eine Chat-Beratung anbieten zu können. Im Sommer solle daher ein neuer Ausbildungskurs für ehrenamtliche Kräfte beginnen.