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Teilnahme Kardinal Beccius am Konklave noch unklar

Vor knapp fünf Jahren entzog der Papst Kardinal Becciu die Kardinalsrechte. Dann wurde er in erster Instanz verurteilt. Dennoch pocht er darauf, den nächsten Papst mitwählen zu dürfen.

Darf der italienische Kardinal Angelo Becciu den nächsten Papst mit wählen oder nicht? Darüber herrscht bisher noch Unklarheit. Er selbst sagt Ja – da er noch nicht die Altersgrenze von 80 Jahren erreicht hat. Andererseits hatte Papst Franziskus ihm im September 2020 alle Kardinalsrechte entzogen, wie sowohl der Vatikan als auch Becciu damals mitteilten. Mutmaßlicher Grund war Beccius Verwicklung in einen Finanzskandal im Staatssekretariat, dessen zweiter Mann er zuvor gewesen war.

In erster Instanz wurde Becciu vom vatikanischen Strafgericht wegen Betrugs und Unterschlagung zu erstinstanzlich zu fünfeinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt. Da er Berufung eingelegt hat, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Gegenüber Medien beteuert Becciu immer wieder seine Unschuld. Vor dem anstehenden Konklave pocht er nun auf seine Zulassung zur Papstwahl. Zur damaligen Entscheidung des Papstes, ihm die Kardinalsrechte zu entziehen, sind bisher keine Dokumente bekannt.

Noch im Januar, so Becciu gegenüber einer sardischen Zeitung und der Agentur Reuters, habe Franziskus angedeutet, er habe für die Frage des Papstwahlrechts eine Lösung gefunden. Er wisse aber nicht, ob der Papst dazu schriftliche Anweisungen hinterlassen habe. Daher müssten nun die im Vatikan versammelten Kardinäle entscheiden. Noch haben diese über den Fall wohl noch nicht beraten. Laut Vatikansprecher Mario Bruni könnte es aber nach der Beisetzung des Papstes eine Klärung geben.

Damit die Wahl des neuen Papstes einwandfrei ablaufen und später nicht angezweifelt werden kann, müssen die Kardinäle nachvollziehbar entscheiden, ob Becciu am Konklave teilnehmen kann oder nicht. Sollten sie ihm die Teilnahme verweigern, könnte der Kardinal die Papstwahl anfechten. Eine umgekehrte Anfechtung der Wahl mit der Begründung, dass Becciu mitgewählt habe, obwohl Franziskus ihm das Recht dazu entzogen hatte, gilt als weniger wahrscheinlich.

Eine weitere mögliche Variante besteht darin, dass Kardinaldekan Giovanni Battista Re (91) den 15 Jahre jüngeren Becciu dazu überredet, auf die Teilnahme freiwillig zu verzichten. Beide wurden während des Klinikaufenthalts von Papst Franziskus oft nebeneinander beim Rosenkranzgebet auf dem Petersplatz gesehen. Da Päpste meist mit weit mehr als der erforderlichen Zweidrittelmehrheit gewählt werden, wird Beccius Stimme am Ende vermutlich ohnehin nicht ausschlaggebend sein.