Zur Beisetzung von Papst Franziskus waren am Samstag in Rom über 400.000 Menschen auf den Beinen. Schon ab Sonntagmorgen drängeln sich wieder Massen, um sein Grab zu sehen – aus Neugierde, Sensationslust oder Zuneigung.
Seine Blumen wird Juan an diesem Morgen nicht los. Am Grab von Papst Franziskus, wo er den bunten Strauß niederlegen wollte, darf man das nicht, wie die vielen Ordner höflich, aber bestimmt mitteilen. Zusammen mit Tausenden hat sich der junge Spanier am Sonntag in die Schlange vor der Kirche Santa Maria Maggiore eingereiht. Dort war Franziskus, der am Ostermontag im Alter von 88 Jahren starb, am Samstag bestattet worden.
Der plötzliche Tod des Papstes hatte Lucy, Mia und Teresa aus Taiwan bei ihrer Ankunft in Rom am Montag kalt erwischt. “Wir sind als Pilgerinnen hergekommen und wollten auch Franziskus sehen”, sagt Lucy. “Jetzt können wir uns leider nur noch an seinem Grab von ihm verabschieden.”
Seit dem frühen Sonntagmorgen drängen Tausende in die Basilika nahe des römischen Hauptbahnhofs, deren helle Fassade in der römischen Frühlingssonne strahlt. “Bisher läuft alles ohne Zwischenfälle”, sagt Mauro von der italienischen Organisation Misericordia, der zur Unterstützung aus Umbrien angereist ist. Hunderte Ordner regeln den Zugang der Menschenmassen, die vor der Basilika eine Sicherheitsschleuse mit Metalldetektoren durchlaufen müssen, ähnlich wie am Flughafen oder zum Petersdom.
Auffällig ist die große Zahl an Jugendlichen mit Rucksack und einheitlichen Käppis. Viele von ihnen wollten an der Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis (1991-2006) teilnehmen, die an diesem Sonntagmorgen auf dem Petersplatz stattfinden sollte. Wegen des Todes des Papstes wurde sie zunächst ausgesetzt. Pietro ist mit einer Gruppe von 72 Leuten aus Mailand angereist, von dort stammte der junge “Internet-Apostel”. “Der Papst hat entschieden, dass Carlo heiliggesprochen wird, das kann ihm keiner nehmen. Wir kommen dann eben wieder, wenn es soweit ist”, sagt Pietro.
Nach dem kurzen, eher oberflächlichen Security-Check biegt die Menge in die Basilika, und zwar durch die “Porta Santa”: eine der sogenannten Heiligen Pforten, die nur während des Heiligen Jahres in Rom geöffnet sind. Viele nutzen den Moment für fröhliche Selfies vor dem Portal, einem Symbol des großen Festjahres 2025. Günther Cologna aus Bozen findet das befremdlich. “Alle machen Fotos, das ist so schlimm, statt mal einen Augenblick innezuhalten.”
In die Basilika werden die Massen stoßweise eingelassen, nochmals heißt es anhalten. Neben der Porta Santa blickt Ordnerin Lucia auf die Menschen aus aller Welt. “Ich finde es wunderbar, dass so viele gekommen sind, um unserem Papst die letzte Ehre zu erweisen.” Dann wird die Menge ins linke Seitenschiff der prachtvollen Basilika dirigiert.
Nur einen kurzen Blick kann man auf das schlichte Grab werfen, die Ordner drängen zur Eile, Fotos sind eigentlich nicht erlaubt. Das Grab liegt neben der Kapelle mit der Marien-Ikone “Salus populi romani”, vor der Papst Franziskus über 120 Mal in den zwölf Jahren seiner Amtszeit betete.
“Sehr stark und schön” sei der Moment vor der weißen Grabplatte mit der einfachen Inschrift “Franciscus” für ihn gewesen, sagt Günther Cologna. “Ganz ganz schlicht, er wollte das so. Gleich daneben ist ein anderer Papst begraben, mit ‘Pontifex Maximus’ und allem, aber Franziskus hat den Pomp weggenommen und ist den Menschen näher gekommen.”
Delia und Larry aus Ohio, die schon vor acht Uhr Schlange standen, sind noch immer beeindruckt. “Das Grab wirkt so friedlich”, sagt Larry. Und Delia ergänzt lachend: “Wenn die ganze Basilika so wäre wie das Grab von Franziskus, wäre sie ziemlich langweilig.”
Beim Verlassen der Kirche haben manche schon ihren nächsten Programmpunkt in der Ewigen Stadt im Kopf, andere haben Tränen in den Augen. “Es ist ein gutes Gefühl, hier unter den vielen Menschen zu sein, die ihn liebten”, meint Antonio aus Salerno, der sich mit sechs Freunden spontan in den Zug setzte, um das Grab des Papstes zu sehen.