Mehrere tausend Menschen demonstrieren zur Stunde in Berlin und erstmals auch in Köln bei einem “Marsch für das Leben” gegen Abtreibung und aktive Sterbehilfe. Veranstalter ist der Bundesverband Lebensrecht (BVL), ein Zusammenschluss von 15 Organisationen.
Nach dessen Angaben ist der jährliche Marsch die bundesweit größte Kundgebung für den Schutz des Lebens. Dagegen gibt es erneut Protestveranstaltungen, unter anderem von einem “Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung”, dem Grüne, Linkspartei und die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen angehören. Sie fordern eine unbeschränkte Freigabe von Schwangerschaftsabbrüchen.
Beim Berliner Auftakt vor dem Brandenburger Tor begrüßte die BVL-Bundesvorsitzende Alexandra Maria Linder den Berliner Erzbischof Heiner Koch sowie Bischof Rudolf Voderholzer und Weihbischof Josef Graf, die aus Regensburg kamen. Unter den Teilnehmenden waren auch die Weihbischöfe Florian Wörner (Augsburg) und Matthias Heinrich (Berlin).
Bei der Kundgebung auf dem Kölner Heumarkt sprachen die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), Susanne Wenzel, und der Vorsitzende des Vereins “Ärzte für das Leben”, Paul Cullen. Unter den Zuhörern war auch der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Der noch laufende Demonstrationszug ist durch etwa gleich viele Gegendemonstranten ins Stocken geraten.
Linder warf der Politik vor, sich für die steigenden Abtreibungszahlen nicht zu interessieren. Sie kritisierte, dass der Bundestag im vergangenen Jahr das sogenannte Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, den Paragrafen 219 a im Strafgesetzbuch, aufgehoben hatte. Zusammen mit den rückläufigen Beratungsmöglichkeiten für Schwangere sei dies “frauenfeindlich”, sagte die BVL-Bundesvorsitzende. Sie warnte auch vor Bestrebungen, Beihilfe zur Selbsttötung gesetzlich zu erlauben.
Der Direktor der Organisation “Schreeuw om Leven” (Schrei nach Leben), Arthur Alderliesten, sagte, in den Niederlanden spiele der gesetzlich festgeschriebene Schutz ungeborener Kinder “in der Abtreibungspraxis kaum eine Rolle”. Er rief dazu auf, sich für eine europaweite “Pro-Life-Bewegung” zu engagieren.
Der Gründer und Geschäftsführende Direktor der kanadischen “Euthanasie Prevention Coalition” (Koalition zur Euthanasie-Prävention), Alex Schadenberg, warnte mit Blick auf assistierten Suizid vor einer Entwicklung wie in seinem Land. Seit der Legalisierung werde eine solche Beihilfe nicht nur bei unerträglichem Leiden, sondern auch bei Einsamkeit oder Depressionen in Anspruch genommen.