Predigttext am 18. Sonntag nach Trinitatis: Jakobus 2,14–26
Was hilft’s, Brüder und Schwestern, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen? Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und Mangel hat an täglicher Nahrung und jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was hilft ihnen das? So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber. Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken. Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben’s auch und zittern. Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist? Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden. So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein. Desgleichen die Hure Rahab: Ist sie nicht durch Werke gerecht geworden, als sie die Boten aufnahm und sie auf einem andern Weg hinausließ? Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, ist auch der Glaube ohne Werke tot.
Von Rainer Metzner Wer den Jakobusbrief an Paulus misst, hat seine liebe Mühe und Not. Einige evangelische Theologen meinen, der Brief habe sich mit seiner Gesetzesfrömmigkeit, Werkgerechtigkeit und Verdienstlehre ins Abseits gestellt. Manche wären froh, wenn es die „stroherne Epistel“ (Martin Luther) nicht in den Kanon der Bibel geschafft hätte. Hatte doch Luther siegesgewiss demjenigen seinen Doktorhut versprochen, der Jakobus und Paulus zusammen reimen könne. Und die Gottesdienstordnung hat viele Jahre einen großen Bogen um den Predigttext gemacht. Zum Glück ist er in der Neuordnung gottesdienstlicher Texte von 2018 berücksichtigt worden.Zu sagen gäbe es viel, doch hier nur dieses: Der „Hohlkopf, Dummkopf“, den Jakobus tadelt, weil er nicht einsieht, dass der Glaube ohne Werke (Taten) nutzlos ist (Vers 20), ist nicht Paulus oder einer seiner Anhänger, sondern ein träger Christ, der glaubt, dass seine fromme Gesinnung genügt, um gerettet zu werden. Zur Zeit des Jakobus hatte sich ein „bürgerliches Christentum“ ausgebildet. Über diese Leute sagt ein zeitgenössischer Text: „Sie nahmen nur den Glauben an, blieben aber verwickelt in Geschäftsangelegenheiten, Reichtum, Freundschaft mit den Heiden und vielen anderen Geschäften dieser Welt.“