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Zuwanderer auch in Kirchengemeinden integrieren

Flucht und Migration sind für die Kirchen ein zentrales Thema. Die westfälische Kirche stellt es jetzt ein Jahr lang in den Mittelpunkt. Weiteres Thema ihrer aktuell tagenden Landessynode ist die Entwicklung der Finanzen.

Kühlert, Marco

Bielefeld (epd). Die westfälische evangelische Kirche hat drei Jahre nach Beginn der großen Flüchtlingszuwanderung einen breit angelegten Diskussionsprozess über«Kirche und Migration» gestartet. Ein am Montag auf der Landessynode in Bielefeld vorgelegtes Arbeitspapier mit Grundsatzüberlegungen und praktischen Impulsen soll ein Jahr lang in den 490 Kirchengemeinden und 28 Kirchenkreisen diskutiert werden.

Die Landeskirche erzielt in diesem Jahr ein kräftiges Einnahme-Plus, wie Finanzdezernent Arne Kupke vor dem Kirchenparlament berichtete. Perspektivisch müsse aber gespart und stärker auf Fundraising gesetzt werden.

Die sogenannte Hauptvorlage zur Migration steht unter dem Motto «Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen». Der biblische Satz rege dazu an, in Fremden mehr zu sehen als lediglich Bedürftige, die Hilfe brauchten, schreibt die westfälische Präses Annette Kurschus im Vorwort. Fremde seien Menschen mit anderer Kultur, anderer Religion, anderer Sprache und aus einem anderen politischen Kontext, erklärte die Theologin. «Das löst manche Sorge und manche Befremdung aus, die nicht überspielt oder kleingeredet werden dürfen.»

In einer Zuwanderergesellschaft seien auch die Kirchengemeinden herausgefordert, das Miteinander vor Ort zu gestalten, sagte die Leiterin des landeskirchlichen Amts für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung, Annette Muhr-Nelson. Migration bedeute keine einseitige Anpassung der Zugewanderten, sondern die Teilhabe aller, unterstrich Oberkirchenrat Ulrich Möller. Dafür seien Begegnungen und gemeinsame Erfahrungen nötig. Das Diskussionspapier ist auch als interaktive Online-Fassung im Internet veröffentlicht unter www.kircheundmigration.ekvw.de.

Die Kirchensteuereinnahmen steigen nach den Worten von Landeskirchen-Finanzchef Kupke in diesem Jahr um fünf Prozent auf rund 550 Millionen Euro. Das sind 60 Millionen Euro mehr als ursprünglich kalkuliert. Als Grund nannte Kupke die gute Lage am Arbeitsmarkt. In den kommenden Jahren werde die Kirchensteuer aber strukturell abnehmen, warnte der leitende Jurist der viertgrößten deutschen Landeskirche. Die Zahl der Kirchenmitglieder gehe stetig zurück.

Alternative Finanzierungsformen würden daher künftig immer wichtiger, sagte Kupke. Wenn die Kirchensteuer strukturell sinke, müsse in jedem Haushalt neben öffentlicher Förderung und Stiftungsgeldern besonderes Gewicht auf Vermögenseinnahmen und Fundraising gelegt werden.

Für kommendes Jahr legt Kupke ein Kirchensteueraufkommen von 507 Millionen Euro zugrunde. Davon fließen 495,2 Millionen Euro an die Kirchenkreise und in gesamtkirchliche Aufgaben. Die Landeskirche erhält für ihre Aufgaben neun Prozent der zu verteilenden Kirchensteuermittel.

Am Dienstag will sich die Synode mit dem Stand der Vorbereitungen auf den 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag befassen, der vom 19. bis 23. Juni in Dortmund stattfindet. Dazu wird Kirchentagspräsident Hans Leyendecker in Bielefeld erwartet. Die Landessynode vertritt 2,2 Millionen Protestanten. Sie ist das oberste Organ der westfälischen Kirche und berät bei ihrem viertägigen Jahrestreffen, das am Mittwoch endet, über theologische, rechtliche und kirchenpolitische Themen und Vorlagen