Eine Bezahlkarte statt Bargeld für Asylbewerber – das war zeitweise eines der heißesten Themen der Migrationspolitik. Eine neue Studie versucht nun, ein häufig vorgebrachtes Argument der Befürworter zu widerlegen.
Forschende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sehen eine Schieflage in der Debatte um die Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber. Aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts geht hervor, dass lediglich sieben Prozent der Geflüchteten Geld ins Ausland senden – bei sinkender Tendenz. Befürworter der Einführung einer Bezahlkarte für Schutzsuchende hatten auch damit argumentiert, dass Geflüchtete zu viel Geld in ihre Heimat überweisen würden und dies durch die reglementierte Karte verhindert werden könne.
Basierend auf repräsentativen Haushaltsbefragungen des Sozio-oekonomischen Panels untersucht die Studie Auslandsüberweisungen von Migranten mit und ohne Fluchthintergrund seit 2013. Demnach ist der Anteil der Geflüchteten, die Geld ins Ausland senden, seitdem von 13 auf 7 Prozent gesunken. Bei Migranten stieg der Anteil derweil von 8 auf 12 Prozent. Nach Daten der Bundesbank lagen die jährlichen Auslandsüberweisungen zuletzt bei 22 Milliarden Euro.
Laut der Studie liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Geflüchtete Geld ins Ausland überweisen, sogar um 2,7 Prozentpunkt niedriger als bei Deutschen ohne Migrationshintergrund. Die kommissarische Direktorin des Sozio-oekonomischen Panels, Sabine Zinn, wies darauf hin, “dass Auslandsüberweisungen ein wichtiges Mittel zur Armutsbekämpfung sind”. Die Vorstellung, “dass Geflüchtete, die auf Grundsicherung angewiesen sind, in großem Umfang Geld ins Ausland schicken, entbehrt jeder empirischen Grundlage”.
Die politische Debatte spiegele “überhaupt nicht die Realität wider”, so Studienautorin Adriana R. Cardozo Silva vom Sozio-oekonomischen Panel. Dass Migranten ihre Familien in den Herkunftsländern unterstützten sei “eine Handlung, die ihr Recht widerspiegelt, frei über ihr Einkommen zu verfügen – unabhängig davon, wo ihre Angehörigen leben”.
Die Bundesländer hatten sich vor einem Jahr darauf geeinigt, dass Asylbewerber statt Bargeld eine Bezahlkarte bekommen sollen. Dies schränkt die Möglichkeiten der Verwendung des Geldes ein und soll aus Sicht der Länder Missbrauch verhindern. Die Bezahlkarte wird nach und nach in den Ländern eingeführt.