Erst die Corona-Pandemie, dann eine kräftig steigende Inflation: In den vergangenen Jahren erreichte die Lebenszufriedenheit der Deutschen einen Tiefpunkt. Den haben sie nun aber offenbar hinter sich gelassen.
Nach einer Durststrecke steigt die Lebenszufriedenheit der Deutschen wieder deutlich an. Der Glücksindex liegt in diesem Jahr auf einer Skala von 0 (“überhaupt nicht zufrieden”) bis 10 (“vollkommen zufrieden”) bei 7,06 Punkten und damit wieder auf dem Niveau der 2010er Jahre, wie aus dem “SKL Glücksatlas” hervorgeht, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Während der Corona-Pandemie war die allgemeine Lebenszufriedenheit auf einen Tiefpunkt von 6,58 Punkten gesunken. Wie Studienleiter Bernd Raffelhüschen erklärte, steigt die Zufriedenheit nun in allen erhobenen Bereichen: Familie, Arbeit, Gesundheit und Einkommen. “Deutschland ist wieder auf Glückskurs”, sagte Raffelhüschen.
Jeder Zweite Deutsche ist demnach hochzufrieden mit seinem Leben, rund 9 Prozent hingegen unzufrieden – deutlich weniger als noch 2021, als 14 Prozent der Menschen angaben, unzufrieden zu sein. Als Ursache sehen die Wissenschaftler um Raffelhüschen die sinkende Inflation und die weitgehende Überwindung der Corona-Folgen. Allerdings gebe es auch noch Luft nach oben bei der Steigerung der Lebenszufriedenheit: So hätten einerseits psychische Erkrankungen zugenommen, andererseits seien die sozialen Kontakte im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie weniger geworden.
Zugenommen hat die Lebenszufriedenheit dieses Jahr vor allem bei jenen, die besonders von der Corona-Pandemie betroffen waren: Alleinlebende, Jugendliche und junge Erwachsene sowie berufstätige Mütter. Sie verzeichneten demnach die stärksten Verbesserungen. Im Vergleich der Bundesländer verdrängt Hamburg den jahrelangen Spitzenreiter Schleswig-Holstein von Platz eins der Rangliste. Die Menschen in der Hansestadt kommen laut “Glücksatlas” auf einen Zufriedenheitswert von 7,38 Punkten. Auf Rang zwei folgen die Bayern mit 7,23 Punkten, auf Platz drei liegt mit ebenfalls 7,23 Punkten Schleswig-Holstein.
Der Studie zufolge hat sich die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland weiter vergrößert: Liegt die Lebenszufriedenheit der Ostdeutschen im Schnitt bei 6,79 Punkten, ist sie in Westdeutschland mit 7,13 Punkten wesentlich höher. Die ersten sechs Plätze sind so auch nur von westdeutschen Ländern belegt. Am Ende des Rankings steht Mecklenburg-Vorpommern mit 6,17 Punkten. Dort sinkt die Lebenszufriedenheit genauso wie in Hessen, Sachsen und Bremen. Das Vor-Corona-Niveau erreichen hingegen neben Hamburg auch Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.
Die Wissenschaftler haben die Lebenszufriedenheit zudem auch mit der objektiven Lebensqualität in den einzelnen Bundesländer verglichen und diese danach in “Overperformer” und “Underperformer” unterteilt. Nach objektiven Kriterien läge Hamburg etwa auf Platz 10 statt 1, Sachsen-Anhalt auf Platz 16 statt Platz 7.
Menschen in beiden Bundesländern sind demnach jedoch deutlich glücklicher, als es die gemessene Lebensqualität vermuten lässt. Laut Raffelhüschen ist das objektiv nicht erklärbar, sondern hat mit Mentalitätsunterschieden der Menschen zu tun. “Ist das Glas halb voll oder halb leer?”, der Blick darauf sei entscheidend.
Die Wissenschaftler befragten eigenen Angaben zufolge 12.452 Menschen ab 16 Jahren von Juli 2023 bis Juni 2024 monatlich. Die Ergebnisse sind repräsentativ.