Warum sind Babys so anfällig für Infektionen? Eine Studie aus Würzburg stellt bisherige Annahmen infrage. Zu früh auf das Immunsystem von Erwachsenen umzuschalten, wäre riskant für sie.
Forscher wollen besser verstehen, warum Babys anders auf Krankheitserreger reagieren als Erwachsene. Die Universität Würzburg informierte am Dienstag über eine neue Studie. Demnach ist nicht wie bisher angenommen der anders funktionierende Stoffwechsel von Neugeborenen für ihre erhöhte Infektanfälligkeit verantwortlich. Forscher aus Würzburg sowie Bonn, Hannover, Braunschweig und Lübeck haben laut Uni zum ersten Mal die Stoffwechselprozesse von Immunzellen bei Neugeborenen im Vergleich zu Erwachsenen umfassend untersucht.
Wenn ein Baby auf die Welt komme, sei sein Immunsystem noch nicht so ausgereift wie bei einem Erwachsenen, heißt es. Diese hätten eine starke Abwehr gegen Krankheiten, die aus vielen spezialisierten Zellen bestehe. Neugeborene hingegen verließen sich hauptsächlich auf ihren angeborenen Schutz. Dieser sei aber nicht gut darin, starke Entzündungsreaktionen auszulösen. Bislang sei nicht abschließend erforscht, ob dies ein Problem oder vielleicht sogar ein Vorteil für die Babys sei.
Nach den Erkenntnissen der Forscher wird das Immunsystem von Babys erst durch den Kontakt mit der Umwelt richtig trainiert. Bakterien und Viren, mit denen Babys in den ersten Lebensmonaten in Berührung kämen, veränderten die Art, wie ihre Immunzellen Energie gewännen: Sie passten sich allmählich an die von Erwachsenen an.
Wenn aber das Immunsystem eines Babys zu früh umschalte, könne es zu einer Überreaktion kommen und damit zu starken Entzündungen. Diese schwächten den Körper und erhöhten das Risiko für eine schwere Blutvergiftung. Diese sei weltweit noch immer eine der häufigsten Todesursachen bei Neugeborenen. Eltern hätten aber nichts weiter zu beachten, als ihren Babys Muttermilch zu geben.
In einem nächsten Schritt wollen die Forscher nun herausfinden, welche Faktoren den Stoffwechsel der Immunzellen von Babys besonders stark beeinflussen. Dazu könnten etwa die Umstände der Geburt oder das Umfeld des Babys zählen.