Oslo/BERLIN/HANNOVER – Eine Entscheidung mit starkem politischem Signal: Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Internationale Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). Das teilte das norwegische Nobelkomitee in Oslo mit. Die Organisation werde für „ihre bahnbrechenden Bemühungen“ gewürdigt, ein Verbot nuklearer Waffen zu erreichen, sagte die Komitee-Vorsitzende Berit Reiss-Anderson. „Wir leben in einer Welt, in der die Gefahr, dass Nuklearwaffen tatsächlich eingesetzt werden, größer ist, als es lange Zeit war.“ Einige Staaten modernisierten ihre Arsenale, und es stehe zu befürchten, dass mehr Länder Atomwaffen beschaffen wollten, wie das Beispiel Nordkorea zeige.
Einsatz für Vertrag zum Verbot von Atomwaffen
Vertreter von Politik, Kirche und der Friedensbewegung begrüßten die Entscheidung des Nobelkomitees. Viele verwiesen dabei auf die Spannungen zwischen den USA und der selbst ernannten Atommacht Nordkorea sowie der Ankündigung von US-Präsidenten Donald Trump, das Iran-Atomabkommen zu verlassen. Die Bundesregierung betonte hingegen die Notwendigkeit nuklearer Abschreckung, solange derartige Waffen im Umlauf seien.
Die ICAN mit Sitz in der Schweiz und Partnern in über 100 Ländern setzte sich unter anderem für den internationalen Vertrag bei den Vereinten Nationen für ein Atomwaffenverbot ein. Das Abkommen liegt seit der UN-Vollversammlung im September in New York zur Unterzeichnung aus. Bisher haben mehr als 50 Staaten ihre Unterschrift hinterlegt oder zugesagt. Die Atommächte wie die USA, Russland und China sowie Deutschland sind aber nicht dabei.
ICAN bezeichnete den Friedensnobelpreis als große Ehre. „Nukleare Waffen bringen keine Sicherheit und keine Stabilität, im Gegenteil“, sagte die Direktorin der Organisation, Beatrice Fihn, in Genf mit Blick auf die Krise um Nordkoreas Atomwaffenprogramm. Die Waffen bedrohten die gesamte Menschheit, Hunderttausende Menschen könnten innerhalb von Minuten getötet werden.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, betonte, die Welt brauche einen deutlichen Widerspruch gegen eine neue Spirale der Aufrüstung. „Nach den nuklearen Katastrophen des 20. und 21. Jahrhunderts halten die Kirchen heute mehr denn je an der Vision einer atomwaffenfreien Welt fest“, erklärte der Theologe.
Der Preis an ICAN setze diejenigen Regierungen unter Druck, die das Atomwaffenverbot noch nicht unterschrieben haben, sagte der Friedensbeauftragte der EKD, Renke Brahms. Gerade in Zeiten verbaler Eskalation zwischen Nordkorea und den USA sollte die Bundesregierung die Umsetzung des Abkommens unterstützen und entsprechend auf die Nato-Partner einwirken.