Springer-Chef Mathias Döpfner sieht Google als beherrschend im digitalen Markt und die Bemühungen um Regulierung weitgehend gescheitert. Google habe das Geschäftsmodell der Verlage und fast der gesamten Kreativwirtschaft weitgehend aufgesaugt. „Der Wettbewerb im digitalen Journalismus ist entsprechend dünn und als Geschäftsmodell, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unattraktiv“, bilanziert Döpfner in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwoch).
Die EU habe drei Wettbewerbsstrafen in Höhe von rund acht Milliarden Euro gegen Google verhängt. „Am Verhalten des Marktbeherrschers hat das nichts geändert“, schreibt Döpfner: „Und auch die amerikanische Regel, dass es beim dritten Rechtsverstoß kein Pardon mehr gibt, scheint bei Google nicht zu gelten.“
„Google, das vielleicht smarteste Unternehmen der Welt, hat einfach auf ganzer Linie gewonnen“, stellt der Springer-Vorstandsvorsitzende fest. Hinzu komme, dass die sozialen Medien weitgehend die Rolle als Informationsquelle, oder manchmal auch Desinformationsquelle, übernommen hätten. Fake News seien fester Bestandteil politischer Kampagnen und Wahlen geworden. „Kriege werden heute weitgehend auf Tiktok – und also unter der Aufsicht der kommunistischen Partei Chinas – entschieden“, schreibt Döpfner.
Dennoch glaubt der Verlagsmanager nach eigener Darstellung nicht, dass die offene Gesellschaft an ihr Ende gekommen ist: „Es muss manchmal schlimmer werden, bevor es besser wird.“ In den vergangenen Jahren sei es um Marktwirtschaft, Wettbewerb und den Erfolg von Unternehmen gegangen. Diesmal gehe es um politische Macht und die Zukunft der Demokratie. Doch die „Erosion politischer Macht“ würden Politiker nicht kampflos akzeptieren.
Deshalb sorgten die Plattformen der Künstlichen Intelligenz entweder selbst für fairere Wettbewerbsbedingungen und eine angemessene Vergütung von intellektuellem Wert, oder die Politik werde diesmal schneller und beherzter Grenzen setzen, um geistiges Eigentum zu schützen. „In diesem Szenario haben digitale Medien, Journalisten und Urheber eine gute Zukunft, denn wenn es anders käme, wären nicht nur Urheber, Journalisten und Medien Vergangenheit“, schlussfolgert der Springer-Chef.