Anlässlich des 35. Jahrestags der friedlichen Revolution in der DDR kritisiert der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Frank Ebert, mangelnde Anerkennung für den Widerstand der DDR-Bürger. „Wir reden hier nicht nur von 1989 und erst recht nicht nur vom Oktober 1989, sondern wir reden hier von einer 40-jährigen Geschichte der DDR“, sagte er am Mittwoch im RBB-Inforadio. Dort sei „Widerstand über die gesamte Zeit geleistet worden“. Dies werde nicht ausreichend hervorgehoben.
Ebert betonte, dass der friedliche Verlauf des Protestes so nicht zu erwarten war. Es habe Gerüchte über zusätzliche Blutkonserven in den Krankenhäusern gegeben und „dass da Tausende von Polizisten, teilweise auch Armee, zusammengezogen wurden“. Die blutige Niederschlagung der Studentenproteste in China lag damals nicht lang zurück, „insofern waren wir natürlich davon ausgegangen, dass es so kommen kann“.
Am Abend des 9. Oktober sei klar gewesen, „dass die Menschen dort es tatsächlich geschafft hatten, aufgrund der Masse die Staatsmacht in die Knie zu zwingen“, sagte Ebert weiter: „Es war so ein bisschen wie so ein Gefühl: Ja, wir haben gewonnen!“
Am 9. Oktober 1989 demonstrierten in Leipzig mehr als 70.000 Menschen. Der Massenprotest gilt als entscheidende Wegmarke der Herbstrevolution in der DDR. Wenige Wochen später fiel am 9. November die Berliner Mauer. Mit einem Festakt sollte am Mittwoch Leipzig der 35. Jahrestag der friedlichen Revolution in der DDR gefeiert werden. Dazu wurde unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet.