Der Papst ist tot, seine Schutztruppe hat trotzdem – oder erst recht – eine Menge zu tun. Nun schützen sie nämlich auch seinen möglichen Nachfolger, als einen unter 133 Kardinälen.
Die Schweizergarde schützt den Papst notfalls mit dem eigenen Leben. Mit dem Tod von Papst Franziskus hat sich das geändert: Nun passen sie auf die Kardinäle auf, die seinen Nachfolger wählen – und unter denen ihr neuer Chef sein wird. “Seit dem 21. April sind wir in einem sehr strengen Rhythmus”, beschreibt Eliah Cinotti von der Schweizergarde die Zeit seit Franziskus’ Tod an Ostermontag. Jeder Gardist habe eine Mission und wisse genau, was zu tun sei. Da bleibe keine Zeit, sich Gedanken um das neue katholische Kirchenoberhaupt zu machen.
Improvisieren muss die Garde in dieser außergewöhnlichen Situation nicht. Alles sei protokolliert, so Cinotti. Vornehmliche Aufgabe sei es, den wählenden Kardinälen eine ruhige Wahl zu ermöglichen. “Sobald das Konklave beginnt, sind die Kardinäle vollständig in unserer Verantwortung, und ich denke, wir werden diese Aufgabe sehr gut erfüllen.” Wo genau sich die Gardisten rund um die Sixtinische Kapelle befinden werden, wollte Cinotti nicht verraten.
Die Päpstliche Leibgarde ist gleich mehrfach vom Tod des Papstes betroffen. Denn sie schützt nicht nur 133 Papst-Wähler, sondern musste ihre eigene Planung umstellen. Die Vereidigung ihrer neuen Rekruten musste in den Herbst 2025 verlegt werden. “In diesen Tagen der Trauer und Besinnung, nach dem Tod unseres geliebten Heiligen Vaters, Papst Franziskus, ist die Päpstliche Schweizergarde vollständig auf ihre Mission konzentriert und vereint sich im Gebet für seine ewige Ruhe”, hieß es dazu aus der Kaserne.
Traditionell findet die Vereidigung am 6. Mai im Vatikan statt. Dieses Datum erinnert an eine historische Heldentat und die eigentliche Geburtsstunde der Truppe. Im Kampf gegen die plündernden Söldner Kaiser Karls V. beim “Sacco di Roma” starben am 6. Mai 1527 147 Gardisten bei der Verteidigung von Papst Clemens VII. (1523-1534).
Jährlich gedenkt die Garde am Vorabend der Vereidigung der getöteten Kameraden von damals. Diesen Akt mit einer Kranzniederlegung verschiebt die militärische Schutztruppe der Päpste auch in Zeiten der Sedisvakanz nicht. Unter den Teilnehmern befindet sich am Tag vor Konklavebeginn auch der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür.
“Die Gräueltaten, die diese Stadt vor 500 Jahren heimgesucht haben, gehören nicht nur der Vergangenheit an. Sie wiederholen sich auch heute noch, manchmal in noch grausameren und unmenschlicheren Formen”, so der Kommandant der Garde, Christoph Graf, in seiner Ansprache. Wie Papst Franziskus erinnert der Oberst an die Kriege in der Ukraine, dem Nahen Osten, dem Sudan, dem Kongo, Myanmar und vielen anderen Orten. “Und während diejenigen, die die Macht haben, behaupten, nur militärische Ziele zu treffen, spricht die Realität eine klare Sprache: Es gibt keinen Krieg ohne das immense Leid der Zivilbevölkerung, ohne Verbrechen gegen die Menschlichkeit.”
Cinotti findet diesen gemeinsamen Moment des Gedenkens wichtig, besonders zu diesem Zeitpunkt. Die Garde zelebriere damit einen Moment, in dem sie alles gegeben habe für den Papst. “Es ist ein Moment, der uns daran erinnert, wo wir herkommen und was unsere Mission ist.”