Die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat die Pflicht zu regelmäßigen Fortbildungen zur Prävention von sexualisierter Gewalt im Kirchengesetz verankert. Die Frage zum zeitlichen Abstand und zum Umfang der Wiederholungsschulungen werde noch in einer Rechtsverordnung festgelegt, sagte die Einbringerin Daniela Mondry-Küppers am Donnerstag in Bonn. Die Wiederholung solle sich an der Vorlagefrist erweiterter Führungszeugnisse orientieren. Zuvor hatte sich die Schulungsverpflichtung nur über das jeweils zu erstellende Schutzkonzept vor Ort ergeben, weswegen es häufiger Diskussionen und Widerstand in den Gemeinden gegeben habe, hieß es in der Beratungsvorlage.
Zudem legt das Gesetz laut Mondry-Küppers fest, dass Mitarbeitende das Schutzkonzept und den Verhaltenskodex anwenden müssen. Leitungsorgane seien verpflichtend, Mitarbeitende zur Abgabe von Selbstverpflichtungen aufzufordern. Des Weiteren beschloss das Kirchenparlament eine Schutzstruktur für die Landessynode selbst, in der es unter anderem um sexualisierte Gewalt geht. Diese sieht unter anderem eine Selbstverpflichtung zu einem respektvollen Miteinander vor und regelt den Umgang mit Verdachtsfällen.
In seinem der Synode vorgelegten Bericht verwies Vizepräses Christoph Pistorius auf die Bedeutung einer ernsthaften und aufrichtigen Beschäftigung mit dem Thema. Die Landessynode solle hinhören und hinsehen: „Wir sollten uns nie anmaßen, verstanden haben zu wollen, was die je konkrete Person als Betroffene erlebt hat.“ Die Synode solle Haltung zeigen, sich um Kulturwandel in der Fläche bemühen sowie nachfragen, wo die Landeskirche bei Prävention, Intervention sowie Aufarbeitung stehe und was benötigt werde. „Beraten und beschließen Sie, was nötig ist“, heißt es in dem Bericht.
Der dienstälteste Superintendent Christian Weyer dankte dem scheidenden Vizepräses Pistorius für dessen „unermüdliches Engagement“ bei der Bearbeitung des Themas sexualisierte Gewalt. „Christoph Pistorius hat uns damit beispielhaft vorgelebt, wie angemessener Umgang mit Betroffenen zu gehen hat und wie es durch verlässliches Kommunizieren und Handeln möglich ist, wenigstens auf persönlicher Ebene eine vertrauensvolle Basis für eine Zusammenarbeit zwischen einem Vertreter der Institution und Betroffenen zu schaffen“, sagte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Saar-West. Pistorius selbst konnte an der Sitzung nicht teilnehmen.
Am Montag hatte der rheinische Präses Thorsten Latzel in seinem Jahresbericht vor der Synode sexualisierte Gewalt als „Verrat am Geist Christi“ bezeichnet. „Es ist an uns, zu handeln und alles daranzusetzen, dass Menschen so etwas nicht erleben müssen“, hatte er betont. In der Meldestelle für Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt der rheinischen Kirche wurden nach deren Angaben zwischen 2021 und 2024 insgesamt 124 Betroffene gemeldet. Die Zahl der Tatverdächtigen liegt bei 110, darunter 33 Theologen.