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Schließt die Kirchen nicht ab!

Kirchengebäude sind beliebte Orte für eine kurze Auszeit vom Alltag. Offene Kirchen bieten daher eine Möglichkeit, mit denen in Kontakt zu bleiben, die sonst mit Glauben wenig anfangen können.

Jederzeit willkommen: Kirchen laden zur Einkehr ein, auch wenn man nicht beten möchte
Jederzeit willkommen: Kirchen laden zur Einkehr ein, auch wenn man nicht beten möchtePixabay / Joe

Es war nach einem langen Wandertag, als ich die schwere Holztür der kleinen Kirche in Südschweden aufzog. Kühle Luft schlug mir entgegen; herrlich nach vielen Kilometern auf schattenlosem Asphalt. Eine Sitzecke mit gemütlichen Sesseln bot sich für die Pause an; in einer Kaffeeküche gab es sogar frisches Wasser.

Auf meiner Pilgertour habe ich in vielen Kirchen Rast gemacht. In manchen habe mir alles angeschaut; oft habe ich gebetet, Tagebuch geschrieben oder gesungen und manchmal saß ich einfach nur erschöpft da und war für die Ruhe dankbar. In jedem Fall bin ich gestärkt weitergezogen.

Kraftspendende Orte – nicht nur für Pilger

Kirchen sind Kraftorte – diese Erfahrung machen nicht nur Pilgerinnen und Pilger. Viele Menschen erzählen davon, dass sie gerne in Kirchen gehen, auch solche, die sich selbst nicht als besonders christlich oder gläubig bezeichnen. Sie suchen einen Ort für eine Auszeit: ein paar Minuten der Stille im Trubel der Stadt. Eine kleine Weile des Zu-sich-Kommens, vielleicht sogar der Geborgenheit. Einen Ort, an dem man einfach da sein kann, ohne etwas leisten, darstellen oder bezahlen zu müssen.

Kirchen haben auf vielerlei Weise wohltuenden Einfluss. Eine Reisende, die mit ihrem Wohnmobil vor einer Kirche campt, berichtet, dass sie sich im Schatten des Kirchturms sicher fühle. Und eine Kollegin erzählt, dass sie mit ihre Kindern gern in Kirchen geht, damit sie lernen, was Stille bedeutet.

Erfahren und lernen, was Stille bedeutet

Offenbar sind Kirchen Gebäude, die eine besondere Atmosphäre – manche würden sagen: eine Heiligkeit – ausstrahlen. Vor allem die alten Kathedralen überwältigen einfach schon durch ihre gewaltige Größe und Pracht. Kein Wunder, wurden sie doch für etwas gebaut, das menschliches Maß übersteigt: die Begegnung mit Gott. In einer Welt, in der die meisten Gebäude nach dem Maßstab nüchternen Zweckdenkens gebaut werden, tun dieser Überfluss und diese Großzügigkeit gut.

Aber nicht nur die prachtvolle Architektur zieht Menschen an. Da ist noch mehr in Kirchenräumen, in alten wie in modernen: eine besondere Atmosphäre, die viele als wohltuend empfinden. Sind es vielleicht Nachklänge der unzähligen Gebete, Gesänge und Segen, die die Stimmung hier so besonders machen? Wer eine Kirche betritt, weiß: Hier kommen Menschen zum Gottesdienst zusammen, um Gott zu loben und sich die gute Botschaft zusprechen zu lassen. Das mag man wohl auch dann spüren, wenn der Raum menschenleer ist.

Kirchenräume sind mehr als prachtvolle Architektur

Darum: Kirchen auf! So viel und so lange wie möglich. Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen mit „Kirche“ nichts mehr anfangen können, sind offene Kirchengebäude ein tolles Angebot und eine Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben.