Recklinghausen – Die Ruhrfestspiele widmen sich in diesem Jahr dem Thema „Heimat“. Aktuellen Tendenzen, das Thema politisch zu instrumentalisieren und zur eigenen Abgrenzung zu missbrauchen, wollten die Ruhrfestspiele vom 1. Mai bis zum 17. Juni etwas entgegensetzen, erklärte die Festivalleitung in Recklinghausen. Präsentiert werden 111 Produktionen in 298 Veranstaltungen an 19 Spielstätten.
Eröffnet wird das Festival mit Friedrich Dürrenmatts tragischer Komödie „Besuch der alten Dame“ in einer Inszenierung von Intendant Frank Hoffmann in Koproduktion mit dem Wiener Burgtheater. In den folgenden sechs Festivalwochen werfen Werke von Gerhart Hauptmann über Bert Brecht bis hin zu zeitgenössischen Autoren wie Michael Ojake und Konstantin Küspert aktuelle Fragen zu den Themen Herkunft und Identität, Heimat und Flucht auf.
Eine einschneidende Zäsur im Ruhrgebiet steht im Zentrum der Spielzeit: das Ende des Steinkohlebergbaus. Musiktheater-, Artistik- und Tanzproduktionen, Straßentheater, Konzerte sowie ein zweitägiges Forum beleuchten die Geschichte und Bedeutung des Kohlebergbaus künstlerisch. So greift der Dramatiker Albert Ostermaier in „Die verlorene Oper. Ruhrepos“ das avantgardistische Projekt von Bertolt Brecht und Kurt Weill aus den 1920er Jahren auf und entwickelt es zu einem Werk über und für das Ruhrgebiet.
Mit dem Stück erinnere das Festival auch seine eigene Geschichte, denn es sei getreu dem Motto „Kunst gegen Kohle“ in der Nachkriegszeit gegründet worden, hieß es. Hamburger Theaterleute waren den Angaben nach im Winter 1946/47 ins Ruhrgebiet gereist, um Kohle für ihre Spielstätten zu besorgen. Als die Bergleute halfen, die Kohle an der englischen Besatzung vorbei nach Hamburg zu schleusen, bedankten sich die Künstler im Sommer darauf mit Gastspielen. epd/KNA
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