Länger arbeiten, um das Rentensystem zu entlasten. Dafür setzen viele Länder in Europa Anreize. Doch dabei gibt es unbeabsichtigte Nebenwirkungen, wie Forscher nun herausgefunden haben. Bei den jüngeren Generationen.
Wirtschaftsforscher haben nach eigenen Angaben erstmals untersucht, wie sich eine Rentenreform auf mehrere Generationen in einer Familie auswirkt. In den Niederlanden, wo seit 2006 der Vorruhestand weniger attraktiv ist, zeigte sich laut Mitteilung vom Dienstag Folgendes: Für jede Stunde, die Großmütter länger berufstätig bleiben, arbeiten ihre erwachsenen Töchter mit kleinen Kindern 40 Minuten weniger. Grund: Die Oma fällt dadurch für die Betreuung der Enkel aus.
Der Effekt hält nach Angaben der Bayreuther Volkswirtin Yasemin Özdemir über mehrere Jahre an. Das führe dazu, dass sich die geschlechtsspezifische Kluft hinsichtlich Einkommen, Karriere und Rentenbezügen vergrößere. “Leider haben Reformen manchmal unbeabsichtigte Nebenwirkungen”, fügte sie hinzu. Die belegten Folgen für Frauen mit Kindern könnten zumindest teilweise durch eine hochwertige Kinderbetreuung vermieden werden.
Weitere Folgen der Rentenreform beobachteten die Forscher laut Mitteilung auch bei den schulischen Leistungen der Enkel. Demnach verbesserten sich Kinder bis zum Alter von sieben Jahren, wenn sie mehr Zeit mit ihren Müttern statt mit ihren Großmüttern verbrächten. Abei älteren Jungen zwischen acht und zwölf Jahren seien die Leistungen dagegen schlechter ausgefallen. Diese Kinder verbrächten nach Schulschluss mehr Zeit in Betreuungseinrichtungen oder unbeaufsichtigt, während ihre Großmütter länger arbeiteten.
Die Studie “Spillover Effects of Old-Age Pension across Generations: Family Labor Supply an Child Outcomes” wurde von den Universitäten Bonn und Mannheim veröffentlicht.