Die Bundesregierung will die Rückführung von Menschen beschleunigen, die keinen Anspruch auf Asyl haben. Dazu hat das Kabinett am Mittwoch in Berlin ein entsprechendes Gesetzespaket auf den Weg gebracht. Es erweitert unter anderem Befugnisse von Polizei und Behörden und verschärft bisherige Regelungen. Teile der SPD, der Grünen und der Linken sowie Asylverbände und die Kirchen kritisieren das Paket. Der Bundestag muss darüber beraten und abstimmen.
Konkret sieht das Paket vor, die Höchstdauer des Ausreisegewahrsams von 10 auf 28 Tage zu verlängern. Damit sollen Behörden mehr Zeit zur Vorbereitung der Abschiebung erhalten. Weiter soll die Polizei Wohnungen durchsuchen können, um die Identität Betroffener zu klären. In Gemeinschaftsunterkünften soll die Polizei auch andere Räume durchsuchen können, wenn der Betroffene nicht im eigenen Raum angetroffen wird. Auch ein härteres Vorgehen gegen Schleuser ist geplant.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, Menschen ohne Bleiberecht sollten Deutschland schneller verlassen. Dies geschehe auch, damit “wir unserer humanitären Verantwortung auch weiter gerecht werden und Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten, schützen”. Sie verwies dabei auf die 1,1 Millionen Menschen aus der Ukraine.
Zur Verhandlung von Rückführungsabkommen sei die Bundesregierung derzeit mit der Republik Moldau, mit Usbekistan, Kirgisistan, Kenia und Kolumbien im Gespräch. Sie kündigte an, dass sie in der kommenden Woche mit dem Migrationsbeauftragten Joachim Stamp nach Marokko reise, um ebenfalls über ein solches Abkommen zu verhandeln.
Pro Asyl kritisierte das Paket. Die Bundesregierung opfere mit dem Abschiebungsgesetz die Grundrechte der Betroffenen dem aktuellen rechtspopulistischen Diskurs. Verschärfte Abschiebungsregeln würden kaum dazu führen, dass nennenswert mehr Menschen abgeschoben werden, aber sie führten zu noch mehr Härte und Verletzungen der Grundrechte. Schon jetzt sei jede zweite Abschiebungshaft rechtswidrig, schon jetzt würden Familien getrennt und Kinder nachts aus dem Schlaf gerissen.
Pro Asyl betonte, von den knapp 250.000 Menschen, die Ende 2022 ausreisepflichtig gewesen seien, könnten viele nicht abgeschoben werden, sei es aus medizinischen Gründen oder weil Duldungen wegen familiärer Bindungen erteilt würden. Auch befänden sich einige in einer Berufsausbildung.
Auch der Deutsche Caritasverband bemängelte das Vorhaben und führte rechtsstaatliche Bedenken an. So sei es nicht ausreichend, etwa die Verlängerung der Abschiebehaft damit zu begründen, dass den Behörden mehr Zeit zur Vorbereitung der Abschiebung bleibe. Zudem verstoße es gegen das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung, wenn Polizisten die Möglichkeit erhielten, in Gemeinschaftsunterkünften auch die Räume von nicht betroffenen Menschen zu durchzusuchen.
Ähnlich äußerten sich die beiden Kirchen in einer gemeinsamen Stellungnahme. Sie bezweifeln etwa die Verhältnismäßigkeit von Wohnungsdurchsuchungen und plädieren mit Blick auf eine Ausweitung von nächtlichen Abschiebungen dafür, “mildere Mittel zu prüfen”. Abschiebungen zur Nachtzeit seien immer eine große Belastung für alle Betroffenen, so das Katholische und Evangelische Büro in Berlin. Es müsse in jedem Fall eine Sondervorschrift für Familien mit Kindern geben.