„Unser tägliches Brot gib uns heute“, heißt es im „Vaterunser‘“-Gebet. Doch was bedeutet dies für Menschen, die jeden Tag genug zu essen haben und nicht hungern müssen? Wie ist dieser Gedanke heute zu verstehen?
Ein theologischer Brocken, den Frauen, Männer sowie Jugendliche in Kirchengemeinden im Sauerland bei kulinarischen Häppchen im Jahr des Reformationsjubiläums immer wieder diskutierten. Dabei kamen sie an Martin Luther nicht vorbei, für den der Esstisch der „schönste Platz zum Nachdenken“ gewesen sein soll. In dieser Tradition gab es also in mehreren Gemeinden der Kirchenkreise Arnsberg und Soest Gesprächsrunden.
Luther ist bekannt für seine deftigen Sprüche und klaren Worte, die er oft bei Tisch fand. So prangerte er Missstände an und versuchte, die Welt zu verändern. Unter „tägliches Brot“ verstand der Mönch mehr als nur Brot zum Essen. Denn dazu zählte er „alles, was Not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, …., gute Regierung, Friede, Gesundheit…. und desgleichen“.
Doch viele Menschen auf der Erde müssen heute nach wie vor hungern. Sie können keinen Landbau betreiben, leben nicht in gemauerten Häusern, haben keine oder kaum Sachen zum Anziehen, sind oft schwerkrank und leiden zudem unter Gewalt, Krieg und Terror.
Wo muss sich heute etwas ändern, damit alle ihr „täglich Brot“ haben. Darum ging es etwa bei Gemeindefesten in den Kirchenkreisen Arnsberg und Soest. Dazu gereicht wurden „Reformationsbrötchen“ (siehe Kasten links): kleine, süße Hefeteilchen, gebacken nach alter Tradition, die etwa Mitarbeitende des landeskirchlichen Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) verteilten. Auch Jungen und Mädchen aus Konfi-Gruppen der Kirchengemeinde Ense kneteten Teig und backten Reformationsbrötchen. Sie lernten dabei, dass „Brot“ für alles steht, was ein Mensch zum Leben braucht. Neben Essen und Trinken ist das eben auch ein Dach über dem Kopf, Gesundheit, Bildung und soziale Sicherheit.
Einig waren sich viele darin: Es reicht oft nicht aus, nur Hunger und Armut zu beseitigen. Es muss vielmehr Gerechtigkeit geschaffen und Bildung für alle ermöglicht werden. Friedensbemühungen dürfen nicht enden. Effiziente Maßnahmen gegen den Klimawandel müssen endlich getroffen und umgesetzt werden.
Auch bei einem großen Fest beider Kirchenkreise in Körbecke zum Reformationsjubiläumsjahr gab es frisch gebackene Reformationsbrötchen. Gäste konnten bei „Tischgesprächen“ ihr Wissen zu Fragen rund um Welternährung und zum fairen Handel testen. Das Quiz gab viele Anregungen für Diskussionen über Chancen, die Welt etwas gerechter zu machen.
An einer Stelle wurde deutlich, wie Veränderung konkret möglich ist: Für die Brötchen wurden Spenden für ein Hilfsprojekt von „Brot für die Welt“ in Brasilien gesammelt. Dort liefern Kleinbauern ihr Bio-Obst und -Gemüse an Kindergärten und Schulen in der Region. Die Jungen und Mädchen lernen so gesundes Essen kennen und schätzen.
Margot Bell ist Regionalpfarrerin im Amt für MÖWe und zuständig für die Kirchenkreise Arnsberg und Soest.
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Reformationsbrot und -brötchen zum Nachdenk-Mahl
Was ein Mensch zum Leben braucht, erörterten Männer, Frauen und Jugendliche in mehreren Gemeinden in den Kirchenkreisen Arnsberg und Soest bei Gesprächsrunden am „schönsten Platz zum Nachdenken“ (Luther), dem Esstisch
