Der Direktor der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten, Karl Freller (CSU), hat das Vorhaben im Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung begrüßt, ein NSU-Dokumentationszentrum in Nürnberg anzusiedeln. „Nationalsozialistisches Denken hat sich nicht mit der Jahrtausendwende verabschiedet“, sagte Freller in einer Mitteilung am Freitag, “es darf unter keinen Umständen wieder mehrheitsfähig werden. Es sei deshalb wichtig, die heutigen und die nächsten Generationen davor zu warnen, mit welcher Radikalität und Brutalität Rechtsextremisten vorgingen.
Der Vorsitzende der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg, Stephan Doll, bezeichnete es als eine positive Überraschung, dass ein NSU-Dokumentationszentrum nach Nürnberg komme. Die Einrichtung müsse einen Beitrag zur Aufarbeitung der Versäumnisse der staatlichen Behörden liefern und ein Ort des Gedenkens werden, so Doll. Auch die Angehörigen der Opfer und Überlebenden müssten zu Wort kommen. Er begrüßte außerdem, dass die künftigen Regierungspartner den systematischen Kampf gegen die Ausbreitung rechtsextremistischen Gedankenguts und rechtsextremistischer Strukturen in der Gesellschaft in den Koalitionsvertrag geschrieben hätten.
Positiv reagierten auch die Grünen im Nürnberger Stadtrat auf das geplante NSU-Dokumentationszentrum, das sie mehrfach gefordert hatten. Réka Lörincz, Sprecherin gegen Rechtsextremismus und Rassismus der Grünen-Stadtratsfraktion, nannte das Vorhaben einen „wichtigen Meilenstein in der bundesweiten Erinnerungskultur und in der Auseinandersetzung mit rechtsextremistischem Terror in Deutschland“.
Der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) ermordete zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen. Neun der Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Erst nach dem Auffliegen der Terrorzelle im Jahr 2011 erkannten die Ermittler die rassistischen und rechtsextremistischen Motive. In Nürnberg erschossen die NSU-Täter am 9. September 2020 Enver Şimşek, am 13. Juni 2001 Abdurrahim Özüdoğru und Ismail Yaşar am 9. Juni 2005. Einen Bombenanschlag in seinem Nürnberger Lokal überlebte Mehmet O. am 23. Juni 1999 schwer verletzt. (1261/11.04.2025)