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Radfahren mit der Trompete auf dem Rücken für den guten Zweck

Thomas Hasenmaier spielt „Großer Gott, wir loben dich“ vor seiner Heimatkirche in Heimsheim (Enzkreis), dann schnallt er sich die Trompete auf den Rücken und steigt aufs Fahrrad. Es ist eine Art Generalprobe für eine Mammut-Fahrradtour der besonderen Art: An Fronleichnam (19. Juni) startet der Hobby-Triathlet und Posaunenchorleiter das Mitmachprojekt „Cycling Trumpet“: Zehn Tage und insgesamt 835 Kilometer geht es durch alle 37 Kirchenbezirke der württembergischen Landeskirche. In jedem Kirchenbezirk werden an einer ausgewählten Kirche zwei Choräle gespielt.

Ziel ist, „Menschen musikalisch und sportlich zusammenzubringen“ und Spenden zu sammeln für ein Projekt der Vincente Ferrer Stiftung, das Mädchen in Indien und Nepal Fahrräder zur Verfügung stellt, erklärt der 44-Jährige. Denn in vielen Dörfern im ländlichen Indien und Nepal fehlten öffentliche Verkehrsmittel oder Transportmöglichkeiten. Die Kinder müssen dort oft lange Fußwege von bis zu drei Stunden zur Schule durch entlegene und kaum besiedelte Gegenden in Kauf nehmen. Auf diesen Wegen werden vor allem Mädchen häufig Opfer sexueller Übergriffe. Ein Fahrrad verkürzt den Weg zur Schule und reduziert die Gefahr von Übergriffen. 60 Euro kostet es, ein Rad zu sponsern. „Und ich finde, es ist Gold wert, wenn ein Mädchen dadurch die Schule besuchen kann.“

Bei „Cycling Trumpet“ mitmachen darf jeder, der will: für einen Tag oder für die gesamte Strecke, nur auf dem Fahrrad oder auch in dem spontanen Posaunenchor vor den Kirchen. „Es gibt zwei Mitfahrer, die nach 30 Jahren Pause nun extra wieder kräftig Trompete üben, um auch bei den Kirchen mitspielen zu können“, erzählt Thomas Hasenmaier, der von Beruf Bankbetriebswirt ist. Ein Mann wird sogar sein Sousafon, eine Art Tuba, auf einen Anhänger schnallen und eine ausgewählte Etappe mitfahren.

Zehn Tage ohne Pause für die Regeneration – das ist selbst für den Hobby-Triathleten eine sportliche Herausforderung. Deshalb trainiert er seit mehr als zwei Monaten jeweils zehn Stunden in der Woche mit einem ausgefeilten Trainingsplan, den sein Freund, ein Sportwissenschaftler, speziell für ihn erstellt hat.

Herausfordernd wird gleich der erste Tag der Tour sein, wo von Heimsheim bis nach Pfalzgrafenweiler insgesamt 1.300 Höhenmeter überwunden werden müssen. Auch der 24. Juni, an dem es 94 Kilometer von Leinfelden bis nach Beilstein geht, sei anstrengend. Denn an diesem Tag sind neben den vielen Kilometern auch noch sieben musikalische Stopps an Kirchen geplant.

Extra für die Tour hat Hasenmaier eine Halterung für seine Trompete entwickelt: An einem Rückenprotektor aus einem Motorradfachgeschäft wurden mit 3D-Druck gefertigte Halterungen befestigt, die die Trompete fixieren. „Sollte ich stürzen, hätte ich zwar einen Blechschaden, aber die Trompete verletzt nicht meinen Rücken“, erklärt er.

Ziel von „Cycling Trumpet“ ist, am 28. Juni pünktlich zum Start des 50. Landesposaunentags das Ulmer Münster zu erreichen und vor dem höchsten Kirchturm der Welt ein „Gloria sei dir gesungen“ zu spielen. Zu dieser Zeit werden rund 6.000 Bläserinnen und Bläser erwartet, die dann bei der Schlussveranstaltung am 29. Juni auf dem Münsterplatz gemeinsam musizieren werden. (1245/17.06.2025)