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Queer-Beauftragte zum CSD besorgt wegen vermehrter Angriffe

Am Wochenende wird in Köln Deutschlands größter Christopher Street Day gefeiert. Nicht nur die Queer-Beauftragte der Bundesregierung beklagt, dass CSDs “immer öfter unter Polizeischutz” gestellt werden müssen.

Die Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch (SPD), hat zum Christopher-Street-Day (CSD) an diesem Wochenende in Köln eine steigende Zahl von Angriffen auf queere Menschen beklagt. “Die Stimmung hat sich verändert – und nicht zum Guten”, sagte sie der “Rheinischen Post”. CSDs stünden immer öfter unter Polizeischutz, besonders im ländlichen Raum. “Hass und Hetze nehmen zu, Angriffe auf queere Menschen häufen sich.” Das sei “die Realität in Deutschland im Jahr 2025”.

Hitzige Debatten über Regenbogenfahnen, Zirkuszelte oder Teilnahmeverbote seien “nicht hilfreich”, sagte die SPD-Politikerin weiter: “Stattdessen sollten sich Politik und Gesellschaft dringend und ernsthaft mit den echten Fragen von Sicherheit und rechtlicher Gleichstellung beschäftigen.”

Am Sonntag warnte auch NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul (Grüne) vor einem zunehmenden Druck rechter und islamistischer Kräfte auf queere Menschen. Dabei gehe es nicht alleine um deren Rechte, “sondern allgemein um Vielfalt und am Ende um die freiheitlich-demokratische Grundordnung insgesamt”, sagte sie der “Westdeutschen Allgemeinen Zeitung”.

Ähnlich äußerte sich der Verband Queere Vielfalt LSVD+. “Der Druck auf die queere Community wächst derzeit auf verschiedenen Ebenen”, sagte Julia Monro, Mitglied im Bundesvorstand. “In einer Demokratie erwarte ich eine Regierung, die Verantwortung für alle Menschen übernimmt.”

Die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), die Regenbogenflagge auf dem Bundestag zum Berliner CSD am 26. Juli aus Neutralitätsgründen nicht hissen zu lassen, kritisierte Paul: “Wenn es um den Schutz der Demokratie und die offene Gesellschaft geht, bin ich nicht neutral. Ich stehe auf der Seite der Menschen- und Bürgerrechte, und dazu gehören die Rechte der LSBTIQ-Community.”

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte jüngst mit einem “Zirkuszelt”-Spruch starke Kritik auf sich gezogen. In der ARD-Talkshow “Maischberger” stellte sich Merz hinter Klöckners Entscheidung und sagte: “Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt”, auf dem man beliebig Fahnen hisse.

Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Unter ihnen sind Personen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung die wohl größte Gruppe.