Wir lebten in einer kleinen Gemeinde der DDR, unweit von Magdeburg. Während der 50erJahre verdiente ein Pfarrer dort weniger als ein Facharbeiter. Da hatte mein Mann, der Landpfarrer, eine zündende Idee. Mit einer schönen großen Hühnerschar und dem Verkauf von frischen Hühnereiern wollte er das schmale Gehalt aufbessern. Der riesige Pfarrgarten und der mit herrlichen alten Bäumen bedeckte Kirchgarten boten sich geradezu an.
In einem selbst gebauten Stall fand die Hühner Schutz am Abend. Tagsüber durften sie dann nach Herzenslust in den beiden Gärten scharren. Sobald am Abend mein Mann mit einer Büchse voller Korn in Richtung Stall ging, ertönte sein „Puuut, put, put!“. Dann brach es aus allen Büschen, und die Hühner rannten in Richtung Stall.
Am Sonntag blieb der Stall verschlossen, denn der Pastor hielt den Gottesdienst. Nach der Liturgie stieg er auf die Kanzel und begann mit der Predigt. Plötzlich wurde es unruhig in der Gemeinde. Manche begannen zu kichern. Alle reckten die Köpfe. Was war geschehen? Dann entdeckte auch der Pastor den Verursacher. Mit stolz geschwelltem Kamm schritt ein Hahn majestätisch den Mittelgang der Kirche herunter. Was tun? Kurzentschlossen verschwand mein Mann von der Kanzel. Aber schon gleich darauf kam er zurück. In der Hand eine Büchse Hühnerfutter. Auf den Lippen das vertraute „Puuut, put, put!“.
Und tatsächlich, es funktionierte. Aufgeregt flatterte der Hahn hinter meinem Mann her.
Das war nun ein köstlicher Anblick für die Gemeinde. Denn unser Familienname ist – aufgepasst – Hahn. So flatterte nun Hahn hinter Hahn her.
Mein Mann öffnete die Tür zum Pfarrgarten und warf eine Handvoll Körner hinein. Der tierische Hahn stürzte sich auf die unverhoffte Extraportion. Pfarrer Hahn eilte zurück auf die Kanzel. Die Predigt konnte fortgesetzt werden.
Marga Hahn, Bad Waldliesborn
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„Puuut, put, put …“

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