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Protestanten im Pott

Dortmund ist bis Sonntag Gastgeber des Kirchentages. Am Eröffnungstag hielt die Diskussion über die Nicht-Einladung von AfD-Politikern an.

Dortmund (epd). Fünf Tage voller Diskussionen, Gebete, Gesang und Gemeinschaft: Rund 118.000 Teilnehmer feiern nach Veranstalterangaben bis Sonntag den evangelischen Kirchentag in Dortmund. Vor Eröffnung des Protestantentreffens am Mittwoch wurde erneut über den Umgang mit der AfD diskutiert. Kirchentagspräsident Hans Leyendecker bekräftigte die Entscheidung, AfD-Politikern auf dem Kirchentag kein Podium zu bieten.

Wenn in Deutschland Leute Unterstützung bekämen, die für die Abschaffung der Demokratie seien, dürfe nicht resigniert werden, sagte der Journalist Leyendecker: "Da müssen wir etwas dagegen tun." Gerade in der Menschheitsfrage des Klimawandels sei derzeit zu erleben, dass man etwas verändern könne.

Ausschluss von AfD-Politikern

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch): "In der AfD gibt es Menschen, die sich als konservativ verstehen aber auch solche, die rechtsradikale Auffassungen vertreten und damit in diametralem Gegensatz zu christlichen Grundüberzeugungen stehen. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, erklärte, der Ausschluss von AfD-Politikern sei eine schwierige Entscheidung, die sich am Ende aber rechtfertigen lasse. Positionen, die offen eine Tendenz zu Ausgrenzung und Rassismus zeigten, sollten nicht zu Wort kommen, sagte der evangelische Theologe dem Deutschlandfunk am Mittwoch. Solche Meinungen dürften in ihrer Radikalität nicht den öffentlichen Diskurs bestimmen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte vor Beginn des Protestantentreffens mehr Gestaltungswillen im Umgang mit digitalen Technologien. "Wir können die Gestaltung der Zukunft in die eigenen Hände nehmen, allerdings nicht jeder für sich, sondern nur miteinander und solidarisch", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Schwülwarmes Wetter mit Gewittergefahr

Der Kirchentag sollte am Abend mit drei Gottesdiensten unter freiem Himmel eröffnet werden. Für den Anschluss war der traditionelle "Abend der Begegnung" geplant. Angesichts des schwülwarmen Wetters mit Gewittergefahr waren die Veranstalter in engem Kontakt mit Meteorologen und Behörden, um bei einem möglichen Unwetter die Sicherheit der erwarteten 200.000 Besucher des Straßenfestes zu gewährleisten.

Unter den insgesamt knapp 2.400 Veranstaltungen bis Sonntag sind thematische und geistliche Angebote sowie Bibelarbeiten und Konzerte. Das Laientreffen steht unter dem biblischen Leitspruch "Was für ein Vertrauen" und dauert bis Sonntag.

Steinmeier lobte das Protestantentreffen

Steinmeier will am Donnerstag beim Kirchentag eine Rede zur digitalen Moderne halten. Für die Grundsatzrede hat sich der Bundespräsident bewusst den Kirchentag ausgesucht, um ein breites Publikum zu erreichen, wie aus dem Präsidialamt verlautete. Steinmeier lobte das Protestantentreffen als Beispiel dafür, wie Bürger dem Freiheitsanspruch Gehör verschaffen und etwas bewegen könnten. "Es ist ein Ereignis mit großer Strahlkraft in alle Bereiche unserer Gesellschaft und unseres Lebens hinein."

Neben Steinmeier werden zahlreiche weitere Prominente erwartet, unter ihnen Bundespolitiker wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) sowie der kongolesische Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege.

Passable Teilnehmerzahl

Auch wenn die Zahl der Teilnehmer etwas unter denen der letzten Kirchentage liege, seien 80.000 Dauer- und 38.000 erwartete Tagesteilnehmer passabel, sagte Kirchentagspräsident Leyendecker. Der Kirchentag finde ungewöhnlich spät im Jahr statt, einige Bundesländer hätten Pfingst- oder Sommerferien. Man solle sich ebenso wenig an großen Zahlen berauschen wie von kleinen Zahlen ängstigen lassen. Beim Kirchentag zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr von 2017 in Berlin und Wittenberg waren 106.000 Dauerteilnehmer gezählt worden, beim Kirchentag 2015 in Stuttgart 97.000.

Der Kirchentag ist alle zwei Jahre in einer anderen Stadt zu Gast. Für 2021 ist zum dritten Mal ein Ökumenischer Kirchentag geplant, in Frankfurt am Main.