Der neue Spitzenvertreter der evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Martin Engels, ist am Mittwoch in Düsseldorf offiziell in sein Amt eingeführt worden. Als Beauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche vertritt der 43-jährige Theologe seit Jahresbeginn die Interessen und Positionen der evangelischen Kirche gegenüber der Politik. Sein Vorgänger Rüdiger Schuch, seit Januar Präsident der Diakonie Deutschland, wurde in dem Gottesdienst verabschiedet. Landtagspräsident André Kuper und Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) hoben in Grußworten die tragende Rolle der Kirchen für Staat und Gesellschaft hervor.
Die Kirchen und Religionsgemeinschaften vermittelten grundlegende Werte wie Verantwortung, Gemeinsinn, Menschlichkeit und Nächstenliebe, sagte Medienminister Liminski. „Deshalb brauchen wir heute und in Zukunft die starke Stimme der Kirchen, ohne die kein Staat zu machen ist.“ Gerade in schweren Zeiten sei die Stimme der Kirche wichtig, betonte der Chef der NRW-Staatskanzlei: „Die Kirchen gehören zur kritischen Infrastruktur in unserem Land.“ Er sei dankbar, wenn die Kirchen mit ihrer besonderen christlichen Sicht die Politik begleiten, sich einmischen und mitgestalten. Das nun von Oberkirchenrat Engels geleitete Evangelische Büro sei ein wichtiger Ansprechpartner der Landesregierung.
Landtagspräsident Kuper bedauerte die gestiegene Zahl an Kirchenaustritten. „Wir sprechen zu einseitig über die Fehler der Kirchen“, sagte er. Wenig geredet werde darüber, welche Auswirkungen es auf das gesellschaftliche Miteinander haben werde, wenn die Kirchen „die prägende Kraft, die sie in unserer Kultur über Jahrhunderte bekleidet haben, verlieren“.
Engels sagte in seiner Predigt, die Kirchen repräsentierten noch immer rund die Hälfte der Bevölkerung und hätten die christliche Botschaft sowie das damit verbundene Menschenbild und Gottesverständnis in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Es gelte, sich für Demokratie, Menschenwürde, gesellschaftliche Vielfalt und Menschen am Rande einzusetzen und gegen Hass und Menschenverachtung zu stellen.
Der gebürtige Wuppertaler sieht sich am Schnittpunkt von Kirche und Politik in der Tradition der Barmer Theologischen Erklärung, die 1934 in Wuppertal-Barmen als Absage an den Allmachtsanspruch der Nationalsozialisten verabschiedet wurde. Die Mitglieder der damaligen Bekennenden Kirche hätten sich für das biblische Motto „Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe“ entschieden. Dafür wolle er „gerne ein Lobbyist sein“. Von 2012 bis 2017 hatte Engels das Ausstellungsprojekt „Gelebte Reformation – Die Barmer Theologische Erklärung“ geleitet.
Zuvor stand Engels von 2015 bis 2019 an der Spitze des Reformierten Bundes, des Dachverbands der reformierten Christen in Deutschland. Von 2019 bis Ende 2023 leitete der verheiratete Vater von vier Kindern das Erwachsenenbildungswerk Evangelisches Forum in Bonn. Sein Vorgänger Schuch wurde am Mittwochabend von Vertretern aus Politik und Kirchen gewürdigt. Er hatte das Evangelische Büro in den letzten vier Jahren geleitet.