Die Evangelische Kirche der Pfalz hat die Weichen für ihre Zukunft bis zum Jahr 2035 gestellt. Die von Donnerstag bis Samstag in Speyer tagende Landessynode brachte mit großer Mehrheit einen Priorisierungsprozess auf den Weg: Dabei will die Landeskirche alle Bereiche ihrer Arbeit überprüfen, um nötige Sparziele zu erreichen. „Es geht um nicht mehr und weniger als den Umbau der Kirche“, sagte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.
In dem Prozess stecken die Synodalen unter Beteiligung von Kirchenmitgliedern und Experten den Weg der Landeskirche für die kommenden elf Jahre ab. Vorgesehen ist ein Mindesteinsparvolumen des Haushalts von 45 Prozent – 60 Millionen Euro pro Jahr. Die Pfälzer Kirche wird demnach bis zum Jahr 2035 deutlich weniger Geld für ihre Arbeit in Verkündigung, Seelsorge, Diakonie, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung haben.
Hintergrund der Reformmaßnahmen sind zurückgehende Mitgliederzahlen und entsprechend deutlich sinkende Kirchensteuereinnahmen. Bereits im vergangenen Mai hatte die Landessynode Verfahrensregeln für den Prozess verabschiedet. Die Synode ist das gesetzgebende Organ der pfälzischen Landeskirche mit ihren rund 450.000 Mitgliedern.
Sieben Fachgruppen mit Synodalen, Mitarbeitenden des Landeskirchenrats sowie weiteren Experten sollen laut Planung ab Januar 2024 Szenarien mit Einsparzielen von 45, 60 und 75 Prozent für jeden kirchlichen Arbeitsbereich erarbeiten. Im Mai 2025 sollen diese der Synode präsentiert werden, die dann darüber entscheiden solle.
Zudem will die Landeskirche ihr Pfarrpersonal so verteilen, dass die Kirche in der Fläche erhalten bleibt. Für die Berechnung des Pfarrstellenbudgets von 2025 bis 2030 sollen die Zahl der Gemeindeglieder, die Fläche auf der Ebene der Kirchenbezirke, aber auch Dekansstellen und Alten- und Seniorenheime hinzugezogen werden, sagte Oberkirchenrätin Marianne Wagner. Die Kirchenregierung in Speyer muss noch über den Beschlussvorschlag entscheiden. 2022 verfügte die Landeskirche über 419 Pfarrstellen. Für das Jahr 2025 werden es laut Prognose 388 Vollzeitstellen sein, die bis zum Jahr 2030 auf 315 zusammenschrumpfen.
In einer Solidaritätsnote erklärte die Synode zudem mit Blick auf den Angriff der islamistischen Hamas auf Israel und den wachsenden Antisemitismus in Deutschland ihre Verbundenheit „mit den jüdischen Geschwistern“.
Kirchenpräsidentin Wüst bekräftigte ihr Bedauern über den Rücktritt der Theologin Annette Kurschus als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Präses der westfälischen Kirche. Kurschus habe den Weg dafür frei machen wollen, dass die Arbeit für Prävention und Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche gut weitergeführt werden könne, sagte Wüst, die auch Sprecherin des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt der EKD ist. Kurschus war nach Vorwürfen wegen ihres angeblich intransparenten Umgangs mit einem mutmaßlichen Fall von sexualisierter Gewalt zurückgetreten.