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Papst Leo XIV. empfängt verurteilten Kardinal Becciu

Kardinal Becciu wurde unter Franziskus als ein Hauptschuldiger im Londoner Immobilienskandal des Vatikans degradiert und verurteilt. Auf die Teilnahme am jüngsten Konklave verzichtete er. Nun traf ihn der neue Papst.

Papst Leo XIV. hat den italienischen Giovanni Angelo Becciu (76) in Audienz empfangen. Das teilte das vatikanische Presseamt am Dienstag ohne weitere Angaben mit.

Becciu hatte vor einem Monat auf die Teilnahme am Konklave zur Wahl des neuen Papstes verzichtet. Laut damaligen Medienberichten erklärte der sardische Kardinal seinen Rückzug, nachdem er zuvor mit Kardinaldekan Giovanni Battista Re und mit dem Leiter des Konklaves, Kardinal Pietro Parolin, gesprochen hatte.

In einer Erklärung sprach Becciu damals davon, dass er den ungehinderten Ablauf der Papstwahl nicht beeinträchtigen wolle. Ob er das Recht gehabt hätte, am Konklave teilzunehmen, ist bis heute umstritten.

Becciu war einst die Nummer drei im Vatikan, er bekleidete das Amt des “Substituten” mit weitreichenden Vollmachten im Namen des Papstes. Wegen seiner Verwicklung in eine verlustreiche Immobilieninvestition in London wurde er 2023 vom Vatikangericht wegen Veruntreuung von Geldern zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Er legte umgehend Berufung ein, so dass die Strafe noch nicht rechtskräftig ist.

Papst Franziskus hatte ihm bereits 2020 wegen derselben Sache seine Kardinalsrechte entzogen. Allerdings waren sowohl die rechtliche Grundlage als auch die Tragweite dieser Degradierung unklar geblieben. Becciu selbst hatte immer wieder seine Unschuld reklamiert. Im Vatikan trat er weiter in Kardinalskleidung auf und nahm an Kardinalstreffen teil.