Papst Franziskus hat zu Beginn der Bischofssynode in Rom Erwartungen an Kirchenreformen gedämpft. Die Synode sei „keine politische Versammlung“, sondern „eine Zusammenkunft im Heiligen Geist“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Mittwoch bei seiner Ansprache während der Eröffnungs-Messe auf dem Petersplatz in Rom. Die Synode sei kein polarisiertes Parlament, sondern ein Ort der Gnade und der Gemeinschaft, sagte der Papst an die Synodenteilnehmer gerichtet.
Bis zum 29. Oktober werden 365 Bischöfe, Ordensvertreter und katholische Laien – darunter auch 50 Frauen – aus aller Welt in Rom zusammensitzen, um über Reformen innerhalb der katholischen Kirche zu beraten. In 35 Gesprächskreisen soll über Themen wie die Rolle von Frauen in kirchlichen Ämtern, die katholische Sexuallehre, die Zukunft des Priesteramtes und auch über sexuellen Missbrauch in der Kirche diskutiert werden. Beschlüsse werden auf dieser Synode keine erwartet. Erst beim zweiten Teil der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, der für den Herbst 2024 geplant ist, soll es konkrete Ergebnisse und Empfehlungen an den Papst geben.
Die Bischofssynode ist Teil der Weltsynode, die Franziskus im Herbst 2021 eröffnet hatte und die nun in die dritte Phase eintritt. Dem Treffen der Bischöfe waren bereits Phasen der Beratung auf regionaler und kontinentaler Ebene vorausgegangen, deren Ergebnisse Einzug ins Arbeitspapier „Instrumentum laboris“ gefunden haben. Dieses soll Grundlage der Gespräche sein.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, führt die deutsche Delegation an. Er sagte am Mittwoch vor Beginn der Beratungen in Rom, es sei eine anspruchsvolle Aufgabe, gemeinsame Ziele für die weltweite Kirche zu entwickeln. Er sehe keinen Widerspruch zwischen Parlamentarismus und einer geistlichen Zusammenkunft, betonte der Limburger Bischof. „Würde es uns gelingen, in einer parlamentarischen Offenheit Meinungen miteinander auszutauschen, wäre damit schon viel gewonnen.“
Bätzing sieht auch weiterhin Defizite bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Weltweit sei die Frage der Verantwortung noch lange nicht so bearbeitet worden wie in Deutschland, sagte er im Deutschlandfunk. Das Thema müsse die Weltsynode stärker in den Fokus rücken.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) forderte mutige Debatten über den Zustand der katholischen Kirche. Sie erwarte vor allem einen ehrlichen Blick auf die systemischen Gründe des sexuellen Missbrauchs, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp im RBB-Inforadio. Es sei keine Zeit, zu zögern: „Es ist definitiv Zeit, zu handeln.“
Laut Stetter-Karp hat das Zentralkomitee vier zentrale Reformforderungen. Neben einer grundlegenden Veränderung der Sexualmoral sei das der volle Zugang von Frauen zu allen Kirchenämtern inklusive der Priesterweihe. Zur nötigen Reform gehörten zudem Fragen nach Macht und Gewaltenteilung sowie zur Lebensform der Priester.
Bätzing erwartet unter anderem Auseinandersetzungen über die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die die Bischofskonferenz anstrebt. Für „sehr konservativ ausgerichtete Kreise in der Kirche“ sei das eine Provokation. „Das ist ein echtes Konfliktthema für die Kirche“, sagte er im Deutschlandfunk.