Soziale Ungleichheit verstärkt sich einem Bericht der Organisation Oxfam zufolge weltweit. Und: Die Superreichen scheffeln Geld und gewinnen weltweit politischen Einfluss, heißt es. Gefordert wird eine Milliardärssteuer.
Die Rede ist vom weltweiten Geldadel. Von einer neuen Oligarchie, deren Reichtum 2024 noch einmal dramatisch zugenommen hat. Und deren politische und mediale Macht – Stichwort Elon Musk und Donald Trump – zu einer Zerreißprobe für viele Gesellschaften werden könnte.
Ab Montag trifft sich das Who’s who aus Wirtschaft und Politik wieder zum Weltwirtschaftsforum im malerischen Schweizer Alpen-Kurort Davos. Allein 60 Staats- und Regierungschefs werden erwartet – von Kanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über Chinas Vizepremier Ding Xuexiang bis zu Argentiniens Präsident Javier Milei.
Jahr für Jahr veröffentlicht die Entwicklungsorganisation Oxfam aus diesem Anlass einen Bericht über die weltweite Verteilung von Reichtum und Armut. Das Ergebnis der aktuellen, am Montag in Berlin veröffentlichten Studie “Takers not Makers”: Die Reichen sind die großen Gewinner der Krisenjahre.
Während die Zahl der Hungernden weltweit wieder auf 733 Millionen geklettert ist – 152 Millionen mehr als 2019 -, schnellte auch ein anderer Wert in die Höhe: Die Zahl der Milliardäre ist 2024 um 204 auf 2.769 gewachsen. Ihr Gesamtvermögen stieg von 13 Billionen US-Dollar 2023 auf 15 Billionen US-Dollar 2024. “Damit wuchs das Gesamtvermögen der Milliardäre weltweit 2024 dreimal schneller als 2023”, heißt es. Das Vermögen eines Milliardärs vergrößerte sich im Durchschnitt um zwei Millionen Dollar pro Tag. Bei den reichsten 10 Milliardären waren es sogar 100 Millionen US-Dollar pro Tag.
In Deutschland stieg 2024 das Gesamtvermögen der Superreichen um 26,8 Milliarden US-Dollar. Neun kamen hinzu, insgesamt sind es jetzt 130. Deutschland hat damit nach den USA, China und Indien die meisten Milliardäre.
Der Oxfam-Bericht bleibt nicht bei diesen Zahlen stehen. Denn die wachsende Kluft hat aus Sicht der Hilfsorganisation Konsequenzen für die Weltgemeinschaft, aber auch die nationalen Gesellschaften. Denn die Superreichen sorgten gezielt dafür, dass die ungerechten Strukturen stabil blieben. “Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren.” Sie dominierten Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds, die Weltbank sowie die Finanzmärkte.
Auf der anderen Seite seien zunehmend mehr Länder durch Schulden gelähmt. “Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen geben im Durchschnitt 48 Prozent ihres Haushalts für die Rückzahlung von Schulden aus. Das ist weit mehr als sie für Bildung und Gesundheit zusammen aufwenden”, so der Bericht.
Doch auch in wohlhabenden Ländern bedroht die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich laut Oxfam die Gleichheit und gefährdet damit das Vertrauen der Bürger in die Demokratie. Superreiche bekämen zunehmend politische Macht, heißt es mit Blick auf die USA, die dortige Parteienfinanzierung und einen wachsenden Einfluss der Milliardäre auf Medien und Soziale Netzwerke.
Wachsenden Einfluss hätten die Superreichen damit auch auf die Steuergesetzgebung, heißt es. Beispielsweise bei der Senkung von Unternehmenssteuern, einer unzureichenden Besteuerung von Kapitalerträgen, Ausnahmeregelungen bei Erbschaftssteuern und der Abschaffung von Vermögenssteuern. “Die sinkenden Steuersätze für Reiche und Unternehmen haben viele Regierungen durch die Erhöhung von Verbrauchssteuern auf Waren und Dienstleistungen, wie der Mehrwertsteuer, ausgeglichen”, kritisiert die Studie. Sie träfen ärmere Menschen unverhältnismäßig stark. “Zwischen 1990 und 2017 habe sich die Zahl der Länder mit einer Mehrwertsteuer von 50 auf mehr als 150 verdreifacht, während die Zahl der Länder mit einer Netto-Vermögenssteuer von zwölf auf vier gesunken ist.”
Auch in Deutschland seien die Steuersätze für große Vermögen gesunken. Während Familien aus der Mittelschicht im Schnitt etwa 43 Prozent Steuern und Abgaben auf ihr Arbeitseinkommen zahlten, entrichteten Multimillionäre und Milliardäre oft nur zwischen 25 und 30 Prozent auf ihr gesamtes Einkommen, heißt es.