Ab Mittwoch wird ein neuer Papst gewählt. Das Konklave spielt sich hauptsächlich in der Sixtinischen Kapelle ab. Doch auch weitere Orte sind unverzichtbar für die exklusivste Wahl der Welt.
Vor Michelangelos Jüngstem Gericht in der weltberühmten Sixtinischen Kapelle wählen die Kardinäle einen neuen Papst. Eigens für das Konklave wird das jährlich von mehreren Millionen Menschen besuchte Gotteshaus umgebaut. Ein zweiter Boden wird eingezogen, Tische und Stühle für die maximal vier Wahlgänge pro Tag aufgestellt. Mehr als 130 Kardinäle müssen dort für die Abstimmung über Franziskus’ Nachfolger Platz finden – so viele wie nie zuvor.
Ungewöhnlich für eine Kapelle mit kostbarer Kunst sind die beiden Öfen und der Schornstein, die ausschließlich für dieses eher seltene Ereignis montiert werden. In dem einen Ofen werden die Wahlzettel verbrannt, auf denen die Kardinäle mit verstellter Schrift ihren Favoriten vermerkt haben. Durch spezielle Chemikalien wird in dem anderen Ofen weißer oder schwarzer Rauch erzeugt – je nachdem, ob der Ausgang der Wahl erfolgreich war oder eben nicht. Aus dem unscheinbaren Schornstein auf der Sixtina rechts neben dem Petersdom steigt er auf und verkündet den Wartenden das Ergebnis.
Doch ist die Sixtinische Kapelle nicht der einzige reich mit Fresken verzierte Raum, der bei der Papstwahl eine Rolle spielt. Im Petersdom wird das Konklave mit der feierlichen Messe “Pro Eligendo Romano Pontifice” (Für die Wahl des römischen Papstes) am Vormittag eröffnet. Direkt vor dem eigentlichen Beginn am Nachmittag suchen die Kardinäle die Cappella Paolina auf, eine von drei nicht öffentlich zugänglichen Kapellen der Päpste. Von der Paulinischen ziehen die Kardinäle in einer Prozession und unter Anrufung der Heiligen in die Sixtinische Kapelle. Nach erfolgreicher Abstimmung und Verkündigung, aber noch vor dem ersten öffentlichen Auftritt betet an diesem Ort der neu gewählte Papst.
Die Cappella Paolina war von Paul III. (1534-1549) in Auftrag gegeben worden; daher ihr Name. Michelangelo hat sich dort mit zwei Fresken zum Leben des Apostels Paulus verewigt. Bis 1670 diente die Sakramentskapelle wie heute die Sixtina als Versammlungsraum für das Konklave.
Die Sakristei der Sixtinischen Kapelle wird in Zusammenhang mit der Papstwahl auch “Raum der Tränen” genannt. Hierher zieht sich das neue Kirchenoberhaupt zurück, legt sein Kardinalsgewand ab und kleidet sich als Papst ein. Drei Gewänder in verschiedenen Größen liegen in der Kammer bereit. Hier ist der neue Pontifex noch einmal allein mit seinen Gefühlen; daher der Name des Zimmers.
Danach treten die wahlberechtigten Kardinäle in ihrer protokollarischen Reihenfolge vor den Neugewählten und leisten ihr Gehorsamsversprechen. Es folgt ein gemeinsames Dankgebet.
Das Wahlergebnis wird zunächst ohne den neuen Amtsinhaber von der Loggia des Petersdoms verkündet. Dieser Balkon an der Fassade der Basilika zeigt direkt auf den Petersplatz und wird nur zu besonderen Anlässen genutzt, etwa zum Päpstlichen Segen “Urbi et orbi” an Weihnachten und Ostern – und eben nach der Papstwahl. Nach der Verkündigung des bürgerlichen wie des selbstgewählten Papstnamens vergeht in der Regel eine Viertelstunde, bevor sich das neue Kirchenoberhaupt der Öffentlichkeit vorstellt.