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Obama kommt zum Kirchentag

Kleine Sensation: Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag wird in Berlin der frühere US-Präsident Barack Obama zu Gast sein. Auch der Prediger für den Schlussgottesdienst in Wittenberg ist prominent: Reden wird dort der Erzbischof der anglikanischen Kirche in Südafrika, Thabo Makgoba.

Rolf Zoellner

Berlin (epd/UK). Der frühere US-Präsident Barack Obama kommt Ende Mai zum evangelischen Kirchentag nach Berlin. Wie die Veranstalter am Dienstag in Berlin bestätigten, wird Obama gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor der Bühne am Brandenburger Tor am 25. Mai über Verantwortung in der Welt reden.

 

   Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gaben auch den Prediger für den großen Abschlussgottesdienst am 28. Mai in Wittenberg bekannt: Reden wird dort der Erzbischof der anglikanischen Kirche in Südafrika, Thabo Makgoba.

   Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Lutherstadt Wittenberg statt. Er steht im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums. Zum Abschlussgottesdienst in Wittenberg, der zugleich die zentrale Feier für die Protestanten im Jubiläumsjahr sein soll, werden mehr als 200.000 Gäste erwartet.

   Barack Obama war in seiner Funktion als US-Präsident erst im November 2016 in Berlin. Es war sein insgesamt dritter Besuch in der deutschen Hauptstadt.

Bischof Thabo Makgoba ist Erzbischof von Kapstadt und Oberhaupt der Anglikanischen Kirche in Südafrika. Er sieht Einmischung als eine seiner wichtigsten Aufgaben. Die Kirche muss nach seiner Meinung für Chancengleichheit kämpfen und die Wahrheit sagen. Zuletzt hatte sich Makgoba mit keinem geringeren angelegt, als mit dem Präsidenten seines Landes. In seiner Weihnachtpredigt las er vergangenen Dezember Jacob Zuma und dessen Regierung die Leviten. Besonders erbost war er über Zumas Aufruf an den Klerus, sich doch aus der Politik herauszuhalten.

Der 56-jährige Theologe wird die Predigt beim Festgottesdienst zum Abschluss des Kirchentages am 28. Mai in Wittenberg halten.

   Makgoba wuchs in armen Verhältnissen in der südafrikanischen Metropole Johannesburg auf – erst im Elendsviertel Alexandra, wo er am 15. Dezember 1960 geboren wurde, später im Schwarzenviertel Soweto, das wegen des blutig niedergeschlagenen Schüleraufstandes gegen das Apartheid-Regime 1976 internationale Bekanntheit erlangte.

Er studierte Psychologie und Pädagogik und schloss 1989 seine Ausbildung zum Pastor ab. Es war das Jahr, als in Südafrika die Apartheid zu bröckeln begann, im Februar 1990 wurde Nelson Mandela aus der Haft entlassen.

 

   Nach seiner Ordination diente Makgoba in verschiedenen Gemeinden Südafrikas. 2002 wurde er zum Bischof ernannt. 2008 übernahm er als Jüngster in der Geschichte das Amt des Erzbischofs von Kapstadt und wurde damit Oberhaupt der Anglikanischen Kirche Südafrikas.

 

   Parallel zu seiner geistlichen Laufbahn verfolgte der Bischof akademische Wege. 2009 promovierte Makgoba an der Universität von Kapstadt mit einer Arbeit über die Spiritualität von Minenarbeitern.

Seit mehreren Jahren unterrichtet er dort und bekleidet seit 2012 das vor allem repräsentative Amt des Kanzlers der Universität, so wie sein Vor-Vorgänger als Oberhaupt der südafrikanischen Anglikaner, Erzbischof Desmond Tutu.

 

   Gemeinsam haben die beiden Männer auch das Verständnis dessen, was Kirche leisten soll. «Wir können und werden nicht damit aufhören, Stellung zu beziehen und aktiv zu werden, wenn wir etwas sehen, das nach unserer Meinung ungerecht, korrupt und inakzeptabel nach Gottes Standards ist», sagte Makgoba in seiner Weihnachtspredigt. Die Forderung Zumas, sich aus der Politik herauszuhalten, erinnere ihn an die Zeit, als Apartheid-Präsidenten Ähnliches gesagt hätten.

 

   Makgoba kritisiert immer wieder die «obszöne Ungleichheit» in Südafrika, die Korruption der Eliten und betet für den Schutz von Aktivisten. So sagte er in einer Trauerfeier für den Anti-Apartheid-Kämpfer Ahmed Kathrada: «Wir beten für diejenigen, die demonstrieren und sich organisieren im Streben nach Gerechtigkeit, Chancengleichheit und ein besseres Leben für unser Land. Stärke die Entschiedenheit derer, die für eine saubere Regierung kämpfen.»

 

   Neben seinen unermüdlichen Kommentaren zu aktuellen Ereignissen in Südafrika meldet sich der 56-Jährige auch zu Umweltthemen zu Wort. Er spricht sich gegen Atomkraft und für die Nutzung erneuerbaren Energien aus. Auf einer Konferenz zum Thema Wasser forderte er die Menschen eindringlich auf: «Zur Rettung unseres Planeten, bitte ändert eueren Lebensstil.» Auch für die Pressefreiheit setzt sich der zweifache Familienvater ein.

 

   Besonders liegt ihm zudem die Ausbildung junger Südafrikaner am Herzen. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität von Kapstadt hat er eine Stiftung gegründet, die junge Männer und Frauen bei ihrer Ausbildung unterstützt. Zu den Häufigsten Wortmeldungen über seinen Twitter-Account gehören Hinweise auf Studien-Stipendien aller möglichen Hochschulen weltweit.

 

   Auch die jüngste Krise in Südafrika, ausgelöst durch die Entlassung kritischer Minister durch Präsident Zuma, treibt Makgoba um. Die Entlassung von Finanzminister Pravin Gordhan, der gegen Korruption auch in der Regierung vorgehen wollte, sei ein Angriff auf die Armen, stellte der Bischof fest und ließ die Glocken der Kathedrale läuten, «als Klage und Protest gegen den Zustand unserer Nation».