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Nürnberg ehrt Chefankläger der Kriegsverbrecherprozesse

 Benjamin Ferencz, einer der Chefankläger der NS-Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg, wird posthum ein weiteres Mal geehrt. Der Verkehrsausschuss des Nürnberger Stadtrats beschloss am Donnerstag, den neu zu gestaltenden Platz vor der Gedenkstätte für die Nürnberger Prozesse nach ihm zu benennen. Ferencz war der letzte noch lebende Chefankläger der Prozesse gegen führende Nationalsozialisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg geführt wurden. Er starb am 7. April im Alter von 103 Jahren im US-Bundesstaat Florida.

Ferencz erhielt für seine Arbeit höchste internationale Auszeichnungen. “Er führte nicht nur den Begriff ‘Genozid’ in die Gerichtspraxis ein, er gilt darüber hinaus auch als einer der Geburtshelfer des Internationalen Strafgerichtshofs”, sagte die Nürnberger Wissenschaftsreferentin Andrea Heilmaier.

Am Benjamin-Ferencz-Platz soll sich künftig auch ein Besucherzentrum befinden, “das die Bedeutung dieses weltgeschichtlichen Orts hervorhebt”, heißt es in der Mitteilung der Stadt Nürnberg.

Ferencz wurde im heutigen Rumänien geboren, in einem Teil, der 1920 noch zu Ungarn gehörte. Seine Familie wanderte in die USA aus. Ab Herbst 1947 trat er als leitender Ankläger im sogenannten Einsatzgruppenprozess auf, dem neunten der “Nürnberger Nachfolgeprozesse”. Den 24 Angeklagten wurde hunderttausendfacher Mord vorgeworfen, der außerhalb der Vernichtungslager von Todesschwadronen betrieben wurde. Diese Einsatzgruppen wurden aus Polizeieinheiten gebildet. Ihre Opfer waren zum großen Teil Juden.

Auch nach seiner Tätigkeit für den Militärgerichtshof blieb der US-Amerikaner in Deutschland und setzte sich für zivilrechtliche Wiedergutmachung von NS-Unrecht ein. Später arbeitete Ferencz als Anwalt und in der Lehre des Völkerrechts. Er verhandelte mit über das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. 2003 übernahm er dort auch die erste Anklage.