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Novemberpogrome von 1938

Die Novemberpogrome von 1938 waren eine vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Zerstörung von Einrichtungen von Jüdinnen und Juden im gesamten Deutschen Reich.

Nach unterschiedlichen Schätzungen wurden zwischen dem 7. und 13. November 1938 im damaligen Reichsgebiet zwischen 400 und 1.300 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Mehr als 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Rund 30.000 Juden wurden in Konzentrationslager verschleppt.

Mit dem vom Volksmund als “Reichskristallnacht” bezeichneten Pogrom begann eine neue Phase der Verfolgung und Diskriminierung, die im Holocaust – der Deportation und Vernichtung von mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden – endete. Der regimekritische, ironische Unterton der Bezeichnung “Reichskristallnacht”, der eine reichsweite koordinierte Aktion unterstellt, wurde später nicht mehr verstanden. Der Begriff wurde im Nachhinein von manchen Menschen als beschönigend empfunden.

Nach den Novemberpogromen bürdete die Reichsregierung Jüdinnen und Juden eine “Sühneleistung” von einer Milliarde Reichsmark auf. Außerdem leiteten die Nationalsozialisten deren vollständige Ausschaltung aus dem deutschen Wirtschaftsleben, die Schließung aller jüdischen Geschäfts- und Handwerksbetriebe und den Ausschluss der jüdischen Kinder von öffentlichen Schulen in die Wege. Der Besuch von Theatern, Konzerten und Kinos wurde verboten.

Die NSDAP deklarierte die Gewaltwelle als spontanen Akt des Volkszorns und als Reaktion auf die Ermordung des deutschen Diplomaten Ernst vom Rath in Paris durch den 17 Jahre alten Juden Herschel Grünspan. Tatsächlich war das Pogrom aber von der Parteiführung geplant und organisiert.

Die Kirchen schwiegen weitgehend zu den Ausschreitungen und Morden. Zu den wenigen mutigen Kritikern zählte der Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg. Er lud am Tag nach den Pogromen zu einem Gottesdienst “für die verfolgten nicht-arischen Christen und für die Juden” ein. Dafür wurde er zu Gefängnis verurteilt und ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Auf dem Weg dorthin starb er.