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Nordkirche will ehrenamtliches Engagement fördern

Trotz sinkender Mitgliederzahlen engagieren sich konstant viele Menschen ehrenamtlich. Doch um sie zu halten, müsse einiges getan werden, fordert die Synode.

Ehrenamtliche sollen mit dem Portal vermittelt werden
Ehrenamtliche sollen mit dem Portal vermittelt werdenRobert Kneschke / Fotolia

Lübeck-Travemünde. Die Nordkirche will das ehrenamtliche Engagement weiter stärken und die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen fördern. Die Landessynode widmete sich einen Tag lang dem Ehrenamt. Einig war sich das Kirchenparlament, dass ein Ehrenamt Freude bringen soll. Ehrenamtliches Engagement dürfe nicht dafür genutzt werden, die Arbeit von Hauptamtlichen zu ersetzen. 
Trotz sinkender Mitgliederzahl liegt die Zahl der Ehrenamtlichen in der Nordkirche nach eigenen Angaben seit zehn Jahren konstant bei etwa 80.000. Angesichts von mehr als zwei Millionen Mitgliedern kommt damit ein Ehrenamtlicher auf 25 Kirchenmitglieder.

Harte Konkurrenz

Die Kirche stehe heute bei der Werbung um Ehrenamtliche in harter Konkurrenz zu anderen Organisationen, sagte der Synodale Kai Greve zum Auftakt der Debatte. "Wir sind ein Player unter vielen." Notwendig sei Ehrlichkeit. Neu gewonnenen Ehrenamtlichen sollte klar gesagt werden, was auf sie zukommt.
Die Nachwuchsförderung für das Ehrenamt müsse von den kirchlichen Gremien als Daueraufgabe wahrgenommen werden, heißt es in einem Impulspapier. Dafür müssten ausreichend Finanzmittel zur Verfügung stehen. Es müsse auch der Grundsatz der Nordkirche überprüft werden, wonach Leitungsgremien mehrheitlich mit Ehrenamtlichen zu besetzen sind. Offen sei bislang, welche Chancen und Risiken die Digitalisierung für das Ehrenamt hat.

Spirituelles Ranking? Problematisch!

Ehrenamtliches Engagement sei eine "freiwillige Selbstbindung", sagte die Pastoralpsychologin Anne Reichmann. Es sei wichtig, dass sich ehrenamtlich Engagierte über ihre Motive klar sind. Die Betreuung von Flüchtlingen etwa habe vielen Helfern Sinn gegeben, weil sie ihre Fähigkeiten auf ganz neue Weise eingebracht haben. "Geben und Nehmen gibt es auf beiden Seiten." 
Oberkirchenrat Matthias Lenz warnte vor dem Bild, dass Ehrenamtliche glaubwürdiger in ihrem Engagement seien als Hauptamtliche. Ein "spirituelles Ranking" sei problematisch. Der Soziologe Thomas Röbke aus Nürnberg wies darauf hin, dass viele ehemals ehrenamtliche Aufgaben etwa in Kitas heute professionell erledigt werden müssten. Im Gegenzug seien keine neuen Arbeitsfelder für Ehrenamtliche geschaffen worden – etwa der "Bastel-Onkel oder die Vorlese-Oma". (epd)