Der langjährige Präsident des Kirchlichen Verfassungs- und Verwaltungsgerichts (KVVG) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Winfried Schneider, ist am Mittwoch mit der Martin-Niemöller Medaille ausgezeichnet worden. Der promovierte Jurist habe diese Funktion von 1998 an 25 Jahre lang ehrenamtlich inne gehabt, teilte die EKHN in Frankfurt mit. Dem Kirchengericht gehörte er insgesamt 35 Jahre lang an. Die Martin Niemöller-Medaille ist die höchste Auszeichnung der EKHN für ehrenamtliches Engagement.
Vor der in Frankfurt tagenden Kirchensynode sagte die rheinhessische Pröpstin Henriette Crüwell, dass Schneider sein christliches Menschenbild in die Arbeit als Richter hineingetragen habe. Vor Gericht sei es ihm darum gegangen, mit den Menschen so ins Gespräch zu kommen, dass am Ende „die Beteiligten die Erkenntnis gewinnen, dass ihr Konflikt lösbar ist“, sagte die Theologin und Juristin Crüwell laut Mitteilung in ihrer Laudatio. Schneider habe eine christliche Streitkultur gepflegt.
Der 72-jährige Schneider begann seine berufliche Laufbahn 1980 als Richter am Wiesbadener Verwaltungsgericht. Dort war er von 1993 bis zu seiner Pensionierung 2017 Vorsitzender Richter einer Kammer für öffentliches Dienstrecht und Asylrecht. Neben seinem ehrenamtlichen Arbeit am KVVG engagierte sich Schneider als Kirchenvorsteher und im evangelischen Dekanat Groß-Gerau. Er war zudem als Organist tätig.
Das KVVG arbeitet unabhängig und kann angerufen werden, um Entscheidungen und Verwaltungsakte in der Kirche juristisch überprüfen zu lassen, etwa bei Meinungsverschiedenheiten über die Zuweisung von Pfarrstellen oder bei der Versetzung von Pfarrerinnen und Pfarrern. Die beiden Kammern des KVVG haben jeweils fünf ehrenamtliche Mitglieder, die für sieben Jahre von der Kirchensynode in ihr Amt berufen werden.