BERLIN/BIELEFELD – Der Bund startet in Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden und Kirchen ein neues Programm zur Aufnahme besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge. Das in Berlin vorgestellte Pilotprogramm „Neustart im Team (NesT)“ sieht vor, dass Mentorengruppen einem Flüchtling den Weg nach Deutschland ebnen, indem sie sich zu finanzieller und ideeller Unterstützung verpflichten. Ziel sei es, privates Engagement mit den staatlichen Komponenten zu koppeln, erklärte das Bundesinnenministerium, das gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge das Projekt begleitet.
Es sei eine Ergänzung humanitärer Aufnahmeprogramme, erklärte der parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium, Stephan Mayer (CSU). Ohne ehrenamtliche Akteure wäre Integration nicht zu schaffen, sagte die Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz (CDU). Sie äußerte sich erfreut, dass die Hilfsbereitschaft bei Aufnahme und Integration Schutzsuchender immer noch enorm hoch sei. Nach ihren Angaben gibt es schon mehrere Interessensbekundungen für das Programm.
Zu den Pflichten der Mentoren wird es gehören, angemessenen Wohnraum zu finden und über zwei Jahre die Nettokaltmiete zu
finanzieren. Die Mentoren sollen die Flüchtlinge auch bei Behördengängen, Stellensuche oder Zugang zu Sprachkursen unterstützen. Das Pilotprojekt umfasst zunächst 500 Plätze. Die ersten Einreisen sollen ab dem Sommer stattfinden. Koordiniert werden soll das Programm über eine zentrale Stelle, die von der Bertelsmann Stiftung, der Mercator Stiftung und der Evangelischen Kirche von Westfalen finanziert wird. Bereits 2015, als viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, gab es Forderungen, Schutzsuchende nach Deutschland zu lassen, wenn Bürgen für sie aufkommen. Damals wurde dies über Aufnahmeprogramme vor allem der
Bundesländer möglich gemacht. Die Bürgschaften hatten teilweise aber erhebliche finanzielle Konsequenzen. Das neue Programm ist in diesem Punkt zeitlich für die Beteiligten befristet.
Das Vorhaben ist Teil der deutschen Zusagen für das „Resettlement“, bei dem besonders schutzbedürftige Flüchtlinge in ein sicheres Land umgesiedelt werden. Die Bundesregierung hatte zugesagt, bis Ende 2019 insgesamt 10 200 Menschen im Rahmen von Resettlement-Programmen aufzunehmen. Auf ihrer Afrika-Reise hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kürzlich zugesagt, für dieses Programm weitere 300 Plätze zur Verfügung zu stellen. epd