Er hört einfach nicht auf zu nerven, GDL-Chef Claus Weselsky, ein richtiger Wadenbeißer, will anscheinend keinen Kompromiss mit der Deutschen Bahn, sondern mit allen Mitteln seine Forderungen für die Lokführer durchsetzen. Von der 38-Stundenwoche runter auf 35 und das bei vollem Lohnausgleich. Zur Not jetzt auch mit Wellenstreiks, kurzfristig angekündigten Arbeitsniederlegungen der Lokführer. Dass die Bahn eingelenkt hat und 36 Stunden angeboten hat, scheint den Sachsen nicht zu interessieren. Wer uns Werktätige in Geiselhaft nimmt, dem ist das Augenmaß abhandengekommen, der hat Demokratie nicht verstanden, fährt seinen Ego-Film. So liest und hört man es dieser Tage oft. Doch stimmt das eigentlich?
Die Gründe für die heutige Situation bei der Bahn sind doch andere: Privatisierung anstelle öffentlicher Daseinsfürsorge, massiver Investitionsrückstau, ausbeuterische Arbeitsbedingungen durch gesundheitsschädigende Schichtarbeit bei gleichzeitigem Fachkräftemangel, Überforderung des Personals, des Managements und bei der Mobilitätswende, Verspätungen und Zugausfälle sind die Regel. Den Notfahrplan haben wir doch schon seit Jahren und zwar ganz ohne Streik.
Die Bahn als wichtiger Träger bei der Mobilitätswende muss gestärkt werden
Die Deutsche Bahn sagt, eine 35-Stunden-Woche sei nicht umsetzbar. Doch 28 andere Unternehmen haben sich bereits mit der GDL darauf geeinigt. Eine Einigung, die aber nur umgesetzt wird, wenn die Bahn sich mit der GDL ebenso darauf einlässt.
Die Bahn als wichtiger Träger bei der Mobilitätswende muss gestärkt werden, nicht aber durch Boni für Manager, sondern durch angemessene Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen. Die Arbeitnehmer sind das Rückgrat des Unternehmens.
Habt ihr noch Verständnis für die Bahnstreiks?
— Evangelische Zeitung (@Evangelische) March 11, 2024
Das Streikrecht ist eines der wichtigsten Instrumente für die Rechte von Arbeitnehmern. Es braucht Typen wie Weselsky. Vielleicht würden dann die Forderungen anderer für die Daseinsfürsorge wichtiger Berufsgruppen nicht schon seit Jahren im Nichts verhallen. Neben der Verkehrswende braucht es ebenso dringend eine gesellschaftliche Wende.