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Nachruf auf Fritz Dorgerloh: Ein engagierter Pfarrer

Pfarrer Fritz Dorgerloh war Verantwortlicher für die kirchliche Jugendarbeit in der DDR und Mitentwickler des Slogans „Schwerter zu Pflugscharen“.

Fritz Dorgerloh, geboren am 26. Oktober 1932 in Dresden; starb am 3. März 2025 in Potsdam
Fritz Dorgerloh, geboren am 26. Oktober 1932 in Dresden; starb am 3. März 2025 in Potsdamprivat

Am 22. Januar 2025 trafen wir uns in der Potsdamer Mietwohnung von Christa und Fritz Dorgerloh. Sie empfingen uns gut gelaunt. Wir saßen um einen Tisch. Es gab Tee. Wir hatten, wie immer, ein Thema im Visier. Die universale Unruhe lag aber bei uns allen obenauf. Wir berichteten uns davon. Die Aufforderung „Prüfet alles!“, ein Jahresimpuls für 2025, verwies uns auf so ziemlich alle etablierten Lebenswelten.

Fritz Dorgerlohs Mitsprache kam weder aus heiterem Himmel, noch aus düsterer Resignation. Mir erschien er, auch und gerade im versöhnten Dissens mit seiner Frau, bemerkenswert aufgelöst. Dass er gesundheitlich sehr angeschlagen war, kam nur sehr am Rande zu Wort. Als Thema für Anfang März 2025 nahmen wir uns Anregungen aus dem Buch „Ich möchte lieber nichts“ vor. Dazu kam es nicht. Fritz Dorgerloh starb am 3. März im Potsdamer Hospiz.

Gut neun Jahrzehnte gelebten Lebens sind ein großes, auch buntes Gewebe. Drei Fäden von unzähligen seien hier ausgewählt.

Fritz Dogerloh: Engagement für kirchliche Jugendarbeit

Ein „Amtskalender“ weist ihn 1989 als Vorsitzenden des Beirats des Ökumenischen Jugenddienstes aus. Jahre zuvor war er Sekretär in der Kommission für kirchliche Jugendarbeit beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR. Dass Jugendarbeit sich nicht auf Nachwuchsförderung beschränkt, sondern Kirchen als „Freiräume“ ausweist und ökumenisch koordiniert, das erfuhr eine Förderung durch Leute wie Fritz Dorgerloh. Ich traf auf ihn im gemeinsamen Bemühen bezüglich Offener Jugendarbeit auf dem Land und in der Arbeitswelt.

Dass Bildung ein kirchlicher Schwerpunkt ist, weist Fritz Dorgerlohs Berufsleben aus. Wir trafen in Seminarleiterkonferenzen aufeinander. Ich bat ihn um die Übernahme eines „Lehrauftrags Sozialethik“. Er sagte zu. Ich bat ihn um sein Mitwirken bei der Erarbeitung von Lehrbüchern im Cornelsen Verlag. Er sagte zu und schrieb ein Kapitel über „Verantwortung“. Seine Zusagen gingen einher mit belesener Einarbeitung, waren nicht auftrumpfend, aber frisch und für alle Beteiligten neu.

Fritz Dogerloh verzichtete auf Status

Fritz Dorgerloh fuhr bis zuletzt durch Potsdam mit dem Fahrrad, ließ seine Fahrtauglichkeit prüfen, verabschiedete sich vom Kleingarten und sagte kein Wort, wenn irgendein Gerede die Gegenrede erstickte. Er hätte gute Gründe dafür gehabt, als stolzer Vater seiner drei Söhne Hartmut, Stephan und Sebastian und als Senior einer verzweigten Familie mit Trumpfkarten aufzuwarten. Was sich, urchristlich inspiriert, „Statusverzicht“ nennt, war ihm offensichtlich vertraut.

Wir werden das Buch mit der Frage im Titel „Was ist das Wesentliche in einer Welt des Überflusses?“ ohne ihn und doch mit ihm besprechen.

Fritz Dorgerloh war Pfarrer in Heinersdorf bei Fürstenwalde im Kirchenkreis Oderland-Spree und in der Pfingstgemeinde Potsdam. Als Sekretär der Kommission Kirchliche Jugendarbeit beim Bund Evangelischer Kirchen in der DDR war er maßgeblich an der Entwicklung und Verbreitung der jährlichen Friedensdekade unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ beteiligt. Als Dozent und später Direktor des Burckhardt-Hauses in der DDR förderte und prägte er über Jahrzehnte Mitarbeitende in der evangelischen Jugendarbeit. Er verfasste eine Geschichte der Kirchlichen Jugendarbeit in der DDR. Am 3. März ist er gestorben.

Frieder Burkhardt ist ehemaliger Professor für Sozialethik, Soziale Philosophie und Sozialgeschichte an der Fachhochschule Potsdam.