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Mythos Paris: Fotoschau in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums

Weltausstellung, Eiffelturm und Porträts: Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums lädt ab Samstag zur Ausstellung „Mythos Paris. Fotografie 1860 bis 1960“ ein. „In dieser Zeit ist sehr viel passiert in der Fotografiegeschichte“, sagte der Kurator Roland Augustin am Donnerstag in Saarbrücken. „Es war nicht weniger als die Moderne.“ Paris habe sich unter anderem wegen der Industrialisierung in einem „permanenten Veränderungsprozess“ befunden. Die Schau mit über 200 Exponaten ist bis zum 10. März 2024 zu sehen.

In der Ausstellung sind Originale, Reproduktionen und Fotoalben von Künstlerinnen und Künstlern wie etwa Henri Cartier-Bresson, Robert Doisneau, Otto Steinert und Sabine Weiss zu entdecken. Ein Album des Fotografen Édouard Baldus (1813-1889), das laut Augustin zufällig in der Bibliothek des Museums entdeckt wurde, ist auch die Initialzündung für die Schau. „Er war einer der berühmtesten und erfolgreichsten Fotografen des 19. Jahrhunderts in Frankreich“, sagte der Kurator. Baldus habe einen eigenen dokumentarischen Stil erarbeitet, der auf eine „sehr starke Frontalität“ setze.

„Trotz all dieser dokumentarischen Strenge ist das Leben aus diesen Fotografien nicht zu vertreiben“, sagte Augustin. Trotz passender Ausrüstung, Licht und Wetter, schrieben sich immer wieder Dinge und Figuren als „geisterhafte Schatten“ in die Werke ein. Andere Fotografen hätten dies später auch als Stilmittel bewusst eingesetzt.

Die Schau präsentiert auch sogenannte carte visite Fotografien, Porträtaufnahmen. Diese konnten laut Augustin von bekannten Leuten erworben werden und wurden dann – ebenso wie eigene Porträtfotos – gesammelt und getauscht. „Das ist eine neue Form der Kommunikation geworden“, sagte Augustin

Auch die Weltausstellung 1900 in Paris ist zu entdecken. Aus heutiger Sicht sei nicht vorstellbar, wie die Stadt aufgrund der temporären Architektur aussah, erklärte der Kurator. So habe es beispielsweise neben den Länderpavillons auch rollende Bürgersteige gegeben. Für die gesamte Stromversorgung der Weltausstellung seien pro Tag 200.000 Kilogramm Kohle verfeuert worden.

In der Ausstellung gehe es nicht nur um den Mythos von Paris, sondern auch um die Legende vom authentischen und ungestellten Bild, sagte Augustin. „Wahrhaftigkeit ist auch ein Mythos.“ So zeigt die Ausstellung etwa das berühmte Bild „Le baiser à l’hôtel de Ville“ („Der Kuss vor dem Hôtel de Ville“) von Robert Doisneau, auf welchem Schauspieler zu sehen seien, erläuterte der Kurator.

Neben Werken zum Neuen Sehen, dem fotografischen Humanismus oder der subjektiven Fotografie, präsentiert die Schau auf zwei Bildschirmen auch 310 eingereichte Fotografien von Museumsgästen. Bis zum 21. Januar kann den Angaben zufolge über die drei Publikumslieblinge abgestimmt werden, die dann noch einmal gesondert ausgestellt werden. Zur Ausstellung gibt es auch eine Spotify-Playlist „Mythos Paris“, die sich Besucherinnen und Besucher anhören können.